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Alt 14.09.2010, 20:24
Lydia K. Lydia K. ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo,
ja es geht immer noch schlechter. Bei meiner Mama sind es jetzt fast fünf Jahre... Mittlerweile liegt sie kaum ansprechbar seit Mai in einem Hospiz und kämpft immer noch. Es ist so schwierig das auszuhalten, sie zu sehen, diese unglaublich tapfere und starke Frau.
Ich weiß nicht, vor fünf Jahren ging das erste Mal die Welt unter. Dann gibt es Hoffnung, man lebt irgendwie mit der Situation, denkt ok, mit diesen Einschränkungen kann man leben und - es wird immer schlimmer... Jedesmal gibt es noch ein Stückchen Mist dazu und die Lebensqualität wird immer geringer. Meine Mama nimmt tapfer ihr Leben an, mit krebs und Schlaganfall, macht Chemos, Bestrahlungen und Ops und am Ende hat dieser fiese Krebs doch gewonnen, nichts geht mehr - und das auch wieder soooo lange schon, dass man sich auch an diesem Zustand "gewöhnt". An diesen langen, langen Abschied kann man sich doch kaum gewöhnen und doch wird auch das zum Alltag. es ist so paradox, als wenn man in einer Parallelwelt leben würde. Es hat alles Platz und zwar zur gleichen Zeit, Trauer und Wut, Glück und Lachen und alles andere auch. Eine unglaubliche Zeit.
Manchmal denke ich, das "Große Ganze" glaubt wir, also meine Familie, wären zu "doof", um einen schnellen Abschied zu verkraften... Oder es traut uns noch mehr zu...
Ich hoffe, meine mama hat es bald geschafft. Und das ich mal sowas sagen würde, hätte ich nie geglaubt, zumindest vor ein paar Jahren nicht. Man teilt ein in die Welt vor der Krankheit und alles was danach kommt.
Meine Mama wird in der nächsten Woche 70. Ich hatte immer gedacht, wir feiern eine rauschende Party oder zumindest ein schönes Fest. Aber ich hätte nicht gedacht, in einem Hospiz zu stehen und ja, was kommt dann "Herzlichen Glückwunsch" wünschen??? Ich werde trotzdem da sein und den Tag bei ihr verbringen und eventuell Besucher empfangen, falls sich jemand zu ihr traut...
es ist und bleibt schwierig.
Über die Zeit "danach" mache ich mir wenig Gedanken, ich habe schon so lange getrauert. Ich denke, es wird nochmal ein großes Loch kommen. Aber es ist auch alles geregelt in ihrem Sinne. Wir haben sogar schon gedanklich die Beerdigung "durchgespielt". Ich sag ja Paralleluniversum.
Das kann ich den "normalen" menschen gar nicht sagen. Die wissen auch nicht damit umzugehen. Aber dafür ist auch dieses Forum.
Wir sind alle nicht allein. Und auch wenn ich ganz wenig nur schreibe, lese ich ganz viel und fühle mich nicht so allein, und verstanden.
Euch einen guten Abend.
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