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Alt 28.10.2004, 14:03
Gast
 
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Standard Mein Sohn ist tot

Hallo Carmen,
ich habe noch keine Kinder. Ich bin hier, weil ich meinen Vater verloren habe und denke immer, dass der Verlust eines Kindes einen 1000fach stärkeren Schmerz auslösen muss.
Ich habe gerade deine letzten Zeilen gelesen zum "Zusammenreißen".
Ich möchte und kann hier keine Tipps geben. Ich möchte nur kurz von meiner Freundin erzählen. Sie hat im Alter von ca. 11 ihren älteren Bruder durch einen Autounfall verloren. Sie ist heute 27. Wir unterhalten uns regelmäßig darüber. Sie sagt, es war für sie ganz schrecklich, dass zuhause keiner weinte, sie hätte so gerne mitgeweint. Es wirkte auf sie so, dass alles verdrängt wurde und eine vordergründige "Normalität" ganz fix wieder da war. Ihr Bruder fehlte ihr so, jedoch wollte sie nicht als Einzige weinen. So lenkte sie sich irgendwie von ihrer Trauer ab, saß im Zimmer und rechnete das Mathebuch durch. Und dabei hasst sie Mathe. Klar weiß sie im Nachhinein, dass ihre Mutter damals wie versteinert war und auch heute noch sehr trauert, obwohl sie wieder Lebensfreude empfindet. Aber damals war sie zu jung um das zu merken. Sie empfand ihr Leben damals als Vakuum.
Ich denke, es ist für Kinder nicht schlimm, wenn die Mami weint. Solange sie wissen warum. Auch für deine Kinder ist es genau so ein Trauma wie für dich. Vielleicht wollen sie ja auch MIT dir weinen.
Bitte empfinde mein Geschriebenes nicht als Kritik, dass soll es nicht sein. Mit fiel nur die Geschichte meiner Freundin ein und dachte, sie wäre es wert, darüber nachzudenken.
Alles Liebe, Sonja
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