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Alt 16.01.2006, 16:18
Detlef L Detlef L ist offline
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Registriert seit: 16.01.2006
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Standard Wie wieder Vertrauen gewinnen (NET)?

Nach dem Lesen des Artikels "Ihr armen Angehörigen" fällt es mir schwer jetzt überhaupt etwas zu schreiben.

Ich habe den Kontakt zu (r Krankheit) meiner Frau verloren.
Wie soll es weitergehen?

Wir haben 2001 geheiratet. Unser Kind ist im selben Jahr zur Welt gekommen. Im Frühjahr 2002 wurden bei meiner Frau Metastasen in Leber und Lunge festgestellt. Im AK Altona begann ein Untersuchungsmarathon, der mit Ratlosigkeit und vagen Diagnosen endete.
"Bei ihrer Leber, müssten Sie eigentlich schon tot sein". Wir dachten, es geht um Wochen und Monate.
Da die uns nicht weiterhelfen konnten, haben wir uns an die Charite in Berlin gewandt.
Nachdem dann in Berlin eine "endgültige" Diagnose auf neuroendokrinen Tumor (NET) stattfand, hat sich meine Frau dort in Behandlung begeben. Die sah so aus, das mehrmals im Jahr aufwendige Untersuchungen (CT, Kernspin, Szintigraphien) gemacht wurden. Meine Frau hat sich mit der Zeit immer erfolgreicher dagegen gewehrt, weil es eine Tortur war. (Mehrere Stunden in der Röhre, die radioaktive Belastung. Machen Sie eine Chemo!) Sie hatte ja auch keine Beschwerden und äußerlichen Anzeichen ...
Ich habe mich 2002 für längere Zeit krankschreiben lassen. Um meiner Frau zu helfen, mich mehr um unser Kind zu kümmern und weil ich nicht arbeiten konnte. Ich hatte dann leider auch viel Stress mit meiner Arbeit, weil mir Unzuverlässigkeit vorgeworfen wurde.
Im April 2003 war ich dann arbeitslos.

In dieser Zeit ist irgenwann der Faden gerissen ...
Meine Frau hat sich schon ganz am Anfang ihrer Diagnose beschwert, ich würde sie nicht genug unterstützen.
Ich war hilflos und habe bestimmt viel falsch gemacht.
Eine Paartherapie hat die Probleme nur aufgezeigt aber nicht gelöst.

Ich weiß jetzt gar nicht mehr, wie wir die Zeit verbracht haben. Wir haben uns oft gestritten und auch wieder versöhnt. Ich glaube, wir haben versucht es zu verdrängen, oder war das nur bei mir so?

Mitte 2004 habe ich angefangen meine Situation zu verändern. Ich wollte mich im Dezember selbstständig machen und habe eine Einzeltherapie begonnen.
Gleichzeitig hat meine Frau ein Praktikum angefangen. Dieses ist ein Teil ihrer Ausbildung mit der sie 2003 angefangen hat.
In diesem Dezember 2004 wollte sich meine Frau von mir trennen.
Vom ersten Tag meiner Selbstständigkeit gab es eine Konkurrenz zwischen Ihrer Ausbildung und meiner Selbstständigkeit.
Mein Therapeut unterstützte mich dabei, "meine Interessen" zu vertreten.
Das hatte ich so aber nicht gewollt! Ich kam zu ihm, mit dem Wunsch: Ich möchte mich selbstständig machen und meine Ehe retten!
Es ist derselbe Therapeut, bei dem wir unsere Paartherapie gemacht haben.

Jetzt ist es wieder soweit: Meine Frau sagt, sie kann nicht mehr mit mir zusammen leben. Ich soll ausziehen und nur noch der Vater unserer Tochter sein.
Ich habe Angst vor meinem nächsten Zusammenbruch. Ich kriege einen Heulkrampf und möchte mich aller Verantwortung entziehen.

Im Februar steht wieder eine Untersuchung in Berlin an. Der Arzt möchte wohl eine Chemotherapie machen.
Erst heute ist mir wieder klar geworden, daß der Umgang mit ihrer Krankheit die wichtigste Frage in unserer Beziehung ist. Und es sieht so aus, daß ich die Auseinandersetzung darüber verbaut habe.
Meine Frau ist 44, meine Tochter 4 und ich bin 47 Jahre alt.

Detlef
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