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Alt 12.09.2003, 23:32
Gast
 
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Standard ein neues therad für wini

Liebe Wini,
das mit dem Sauerstoffgerät ist schon mal ein guter Schritt, es bewirkt zwar keine Wunder, aber erleichtert und entschärft die schlimmsten Atemnotanfälle. Der lange Schlauch ermöglicht Dir dann auch im Haus/Wohnung genügend Bewegungsfreiheit. Nette Nebenwirkung: der Sauerstoff euphorisiert auch etwas - jedenfalls sagt meine Mutter, dass er so "Lalala" im Kopf macht.
Meine Mutter hat mittlerweile die zweite Chemovariante hinter sich, und dieses mal war sie am Ende sehr schwach - zwischen den Zyklen hatte sie sich außerdem eine Grippe im Krankenhaus eingefangen und das ohne intaktes Immunsystem. Wir haben das in Heimpflege dann zusammen geschafft - obwohl sie merkte, dass ihr Leben auf der Kippe stand.
Genauso wie Du, macht sie langsam und sucht ihr eigenes Tempo. Fit halten ist schwierig, da Sport sowieso für Chemopatienten "danach" für sechs Monate tabu ist. Das Fitnessprogramm ist, den vorherigen "Alltag" wieder zu erobern.
Bei der Ernährung geht sie ihren eigenen Weg: sie ißt, worauf sie Appetit hat.
Der Körper weiß, was er braucht und verlangt es auch. Zugegeben, manche Gelüste sind seltsam - rohe Leber, rohes Rindfleisch oder Unmengen von Milkshakes, kandierter Ingwer - aber dafür haben sich ihre Blutwerte sehr schnell erholt. Ansonsten: Viel Gemüse (Brokkoli, alles, in allen Variationen), Obst - ganz viel Wasser (für´s Trinken legt man sich am besten einen Quälgeist zu, der einen immer daran erinnert). Extra Vitamine - nimmt sie nicht. Es gibt einen einfachen Grund: bei viel Gemüse und Obst ist genügend davon enthalten und außerdem mit der Kombination an anderen Stoffen, die den Vitaminen erst ihre Wirkung ermöglichen. Willst Du also eine extra Portion Vitamin C, eß´frisches Sauerkraut (nicht aus der Dose).

Meine Mutter (mitte 50) kommt mit ihrer Situation ziemlich gut klar, sie hat mir auch den Grund erklärt: mit allen Menschen, die sie mag, ist sie "im Reinen" (konnte es nicht anders ausdrücken), sie hat bis dato ihr Leben genossen und würde keinen Tag ändern wollen. Jetzt kämpft sie, weil sie noch nicht in "die Kiste" will.
Es liegt kein krampfhaftes "positives Denken" zugrunde (und wenn die Krankheit fortschreitet, hat sie nicht stark genug daran geglaubt), sondern das Gegenteil von "Schicksalsergebenheit".
Laß Dir die Zeit, mit der neuen Situation klarzukommen. Du kannst auch alle anderen davon ausschließen, das ist absolut ok.

Viel Kraft und ich hoffe, dass Du irgendwas von o.g. brauchen kannst.
Eine ruhig Nacht und einen schönen Samstag.
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