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Alt 12.12.2007, 17:42
Urs Urs ist offline
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Registriert seit: 02.07.2006
Ort: Kanton Aargau, Schweiz
Beiträge: 80
Standard AW: Viele Fragen zur Behandlung von Metastasen

Ich grüsse Euch alle herzlich.

Die Beiträge von esneault habe ich mit Interesse gelesen. Sie sind sehr wertvoll.

Seit meinem letzten Eintrag im Juli dieses Jahres habe ich mich etwas zurückgezogen. Ich hatte den Eindruck, nicht viel zu den Diskussionen beitragen zu können.

Nun möchte ich mich gelegentlich wieder melden. Meine Erfahrungen der letzten 12 Monate können dem einen oder anderen Betroffenen vielleicht etwas helfen. Ich habe kein Rezept gefunden, das wirklich hilft; aber es ist mir ein Anliegen, dort Ängste zu mindern, wo dies möglich ist.

Vorgeschichte:
Februar 2005 Op. linke Niere, Feststellung von Metas in der Lunge und in der Leber. Später auch in einzelnen Lymphknoten.
Bis Ende 2006 verschiedene schulmedizinische Behandlungen inkl. Nexavar. Konstantes langsames Wachstum der Metastasen trotz der Therapien.
Jan. 2007 bis August 2007: Ausschliesslich komplementärmedizinische Behandlung in der Paracelsus-Klinik in St. Gallen (Lustmühle), CH.
Ab September 2007: Einstellung der Behandlungen, mit Ausnahme der Mistel-Therapie.

Warum dieses Verhalten?

Die CT-Untersuchungen während der Komplementärphase zeigten, dass sich im Ergebnis praktisch kein Unterschied zu der schulmedizinischen Behandlung ergab. Also: Weiterhin gleichmässiges, langsames Wachstum der Metastasen. Aber auch: Keine Beschleunigung!
Die Untersuchung vom August 2007 (CT) zeigten, dass die Metastasen in der Leber der Pfortader sehr nahe gekommen sind.
Es war für mich wie ein Befreiungsschlag, mich mal von den zeit- und geldaufwendigen Behandlungen zu trennen und "Urlaub" von der Krankheit zu machen. Mir kam entgegen, dass ich immer noch fast keine Symptome des Krebses verspüre. Ich wollte einfach mal keine Medis mehr einnehmen. Ich wollte vorallem meine gute Lebensqualität nicht durch Medikamente wie Sutent oder Temsirolimus beeinträchtigen.
Gleichzeitig habe ich dadurch aber auch den Kampf gegen den Krebs "im klassischen Sinne" aufgegeben. Ich warte nun eigentlich auf seine letzte Attacke. Jedoch lasse ich es nicht mehr zu, dass sich die Angst in mein Leben einnistet. Diese Zeit gehört meiner Familie und mir. Die lassen wir uns nicht nehmen!

Mein Onkologe kann gut mit meinem Entscheid leben. Vielleicht lasse ich mich zu Beginn des nächsten Jahres wieder mal untersuchen. Ich weiss es nicht.

Die Quintessenz meiner Erfahrungen im 2007: Das Wachstum der Metastasen muss sich durch das Weglassen von Therapien nicht beschleunigen. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass das unbelastete Immunsystem einen guten Job verrichtet.

Was mache ich mit Sutent und dergleichen?

Ich werde es wohl mal einnehmen. Vielleicht aber erst beim Eintreten von Symptomen. Vorderhand liebe ich dieses fast nebenwirkungsfreie Leben.

Ich schaue dem Krebs in die Augen und siehe, ich glaube er zögert.

Vorerst ist dies für heute mein kleiner Beitrag. Leitet bitte keine Ratschläge daraus ab. Es sind nur meine eigenen, bescheidenen Erfahrungen.

Alles Gute und eine schöne Weihnachtszeit. Dies wünsche ich Euch von Herzen.

Urs
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