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Alt 19.08.2006, 10:17
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

In Modifikation eines meiner Beiträge aus dem Thread "Trauernde Männer":

Aus trauernden Männern können auch wieder glückliche Männer werden, wenn sie es denn zulassen.

Vergangenes zu bewältigen, Jetziges zu gestalten und Zukünftiges vorzubereiten: all das schließt sich nicht aus und ist ganz sicher nicht gegen die geliebten Menschen gerichtet, die wir verloren haben. Ich vermute mal, es wäre sogar im Sinne unserer Verstorbenen, uns wieder lebensfroh und glücklich zu sehen (in meinem eigenen Fall, weiß ich es ganz sicher). Wir können können nun nichts mehr aktiv für unsere geliebten Verstorbenen tun, wohl aber für uns, die wir weiterleben. Es fällt anfangs sehr schwer, einen neuen Lebenssinn zu finden. Es stehen zu viele WARUMs im Raum und im Wege. Auch die Beantwortung der WIEs gelingt nur ganz allmählich. Aber es lohnt sich, den eigenen neuen Weg zu suchen und zu gestalten.

Aus eigener Erfahrung: Ein Spagat der Gefühle bedeutet es schon und Arbeit ist es ganz gewiß auch, sich für neues Glück zu öffnen. Es lohnt sich doch sein eigenes Leben mit dem Geschenk der Gesundheit zu gestalten, oder etwa nicht? Es braucht Zeit sich zuzugestehen, daß man es (z.B. das Leben, neue Liebe usw.) genießen darf, auch ohne Schuldgefühle zu haben. Als ich mir zugestand jeden Tag zu genießen zu dürfen, konnte ich mich auch wieder eher öffnen und am Leben teilnehmen.

Um es mal anders und profan auszudrücken: Mein persönliches Koordinatensystem wurde durch die große Trauer, ein wunderbares neues Glück, die gleichzeitige Bearbeitung von beidem (Trauer UND Glück) ganz ordentlich durchgerüttelt, aber der innere Schwerpunkt ist mir trotz aller Stürme nicht verloren gegangen. Deshalb kann ich mir auch vertrauen, daß der Weg, den ich nun eingeschlagen habe, für mich der richtige ist.

Daher wünsche ich auch jedem die Zuversicht, Beständigkeit und Zufriedenheit, sein Glück (leben zu dürfen) genießen zu können in kleinen Abschnitten: Schritt für Schritt.

LG
Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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