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Alt 09.06.2006, 14:16
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Zum "Zu-mir-selber-finden" während/nach Krankheit und Sterben meiner Frau gehörte für mich das "Sich-Zeit-nehmen", denn ich habe die Möglichkeit weiterzuleben als Chance angesehen und nicht als Last.

Es ist (war) schwer, aber für mich ist es sehr lohnend, sich auf das neue Leben einzulassen, wenn ich die Zeit, die ich habe (mir verbleibt) nutze. Zurückblicken und Nach-vorne-Schauen wechseln sich dabei stetig ab. Das Zurückblicken bringt immer mehr die unauslöschlich wertvollen gemeinsamen Ereignisse zurück, während die schweren und traurigen Ereignisse zwar immer präsent sind, aber an Dunkelheit und Schwere abnehmen.

Trauer zulassen können, Glück an mich heranlassen, den neuen Lebensschwerpunkt suchen/finden brauchte ZEIT, viel ZEIT.

Vielleicht ist auch das mit der Suche nach einem neuen "authentischen" Leben gemeint.

Ich denke in grosser Dankbarkeit an die gemeinsame mehr als 30jährige Zeit zurück, die ich mit meiner verstorbenen Frau erleben konnte. In wenigen Tagen jährt sich zum 6. Mal der Tag der unerbittlichen und endgültigen Trennung.

LG
Shalom



Ich wünsche Dir Zeit


Ich wünsche Dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche Dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche Dir Zeit, Dich zu freu'n und zu lachen
und wenn Du sie nützt, kannst Du etwas d'raus machen.

Ich wünsche Dir Zeit für Dein Tun und Dein Denken,
nicht nur für Dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche Dir Zeit - nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufrieden-sein-können.


Ich wünsche Dir Zeit - nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche sie möge Dir übrigbleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertrau'n
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schau'n.


Ich wünsche Dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche Dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.


Ich wünsche Dir Zeit, zu Dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche Dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche Dir Zeit: Zeit haben zum Leben!


(Elli Michler)


entnommen aus dem Thread "Gedanken und Gedichte"
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (09.06.2006 um 14:52 Uhr)
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