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Alt 02.05.2008, 23:28
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Rena49 Rena49 ist offline
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Standard AW: an alle angehörigen frauen

Hallo, liebe(s) Verenchen,
vor fünf Monaten habe ich meinen Mann durch BSDK verloren, gerade mal 2 1/2 Monate nach Diagnosestellung. Wie geht man/frau mit dieser Diagnose um? Es gibt dafür sicherlich keine eindeutige Antwort, außer: aufmerksam sein, liebevoll sein, aber auch die eigenen Ängste und Sorgen nicht "unter den Teppich kehren", sondern schon mal aussprechen, auch dem kranken Partner gegenüber, aber schon auch dann aufmerksam, ob er (der Partner) mit diesen Äußerungen "umgehen" kann. Manchem mag es helfen, andere wollen lieber die Situation "verdrängen" und "totschweigen", auch wenn es nicht hilfreich ist. Du solltest Dir aber keine Vorwürfe machen, wenn Du mal nicht so liebevoll, sondern ungeduldig und auch etwas unwirsch reagierst, weil ja auch Du mit der Situation nur schwer fertig wirst. Falls es möglich ist, sag Deinem Partner das, vielleicht hilft es Euch, über die Situation und einiges anderes im Zusammenhang mit der Krankheit zu sprechen. Aber auch wenn das nicht klappen sollte, mach Dir bitte keine Vorwürfe deswegen!
Im letzten Jahr, als die Krankheit bei meinem Mann ausbrach, haben wir unser "20-jähriges Zusammensein" gefeiert bzw. eigentlich feiern wollen (es ging im letzten Jahr tatsächlich eigentlich nichts mehr richtig, leider). Als unsere Liebe im Jahr 1987 begann, hatten wir beide bereits gescheiterte Ehen hinter uns und ich hatte zwei Kinder, die damals bereits fast "flügge" waren. Als es sich andeutete, daß unsere Beziehung Bestand haben würde, haben uns auch gefragt, ob wir noch ein gemeinsames Kind haben wollten. Bei mir wäre es (biologisch) gerade noch gegangen, mein Mann wollte das Abenteuer Kind aber auch Altersgründen (er war damals 50) damals nicht mehr eingehen. In den letzten Monaten habe ich mich gefragt, ob es nicht doch schöner gewesen wäre, ein gemeinsames Kind zu haben (quasi als gemeinsames Produkt unserer Liebe und als "ein Stück" von ihm, das in diesem Kind weiterlebt.
Einer der behandelnden Ärzte meines Mannes hat nach gemeinsamen Kindern gefragt und es als "gut" bezeichnet, daß wir keine haben. Ich nehme an, daß er auf den genetischen Aspekt anspielen wollte. Auch darüber habe ich mir Gedanken gemacht, und ich muß sagen, daß ich sicher eine lebenslange Heidenangst haben würde, daß dieses gemeinsame Kind mit einer "Zeitbombe" leben muß. Allerdings würde ich Dir nicht raten, jetzt - wo Dein Mann erkrankt ist - mit aller Gewalt ein Kind zu bekommen; nicht so sehr wegen der Genetik, sondern deshalb, weil Du mit der Krankheit Deines Mannes zunächst so voll ausgelastet sein wirst, daß - neben Deiner Arbeit - für ein Kind gar keine ausreichende Zeit bleiben würde.
Ich wünsche Dir, daß die Krankheit bei Deinem Mann so rechtzeitig erkannt worden ist, daß eine Heilung oder wenigstens ein langjähriges Weiterleben in relativer Schmerzfreiheit möglich ist. Seid füreinander da, aber regelt auch alles Wichtige und besprecht vor allem, wie der "Ernstfall" aussehen soll, falls Ihr darauf Einfluß haben könnt, auch wenn es sehr schwerfällt - es ist wichtig.
Wichtig ist vor allem auch, daß Ihr z. B. "gemeinsame Konten" habt, damit Du in jedem Fall und immer an Euer Geld kommst und keine Probleme, falls Du mal eine Frage hast.
Mein "Alltag" im letzten Jahr sah schon so aus, daß ich hauptsächlich und immer dann, wenn er mich brauchte, für meinen Mann da war, ich habe aber auch, solange es möglich war, darauf geachtet, daß auch mein Leben noch ein wenig Normalität hatte und habe mir ein/zwei Menschen gesucht, mit denen ich über meine Ängste und Sorgen sprechen konnte, ohne daß ich dauernd zu hören bekam: "Das wird schon! Du mußt positiv denken! Ihr müßt kämpfen!" Natürlich muß und wird "man" kämpfen, alles versuchen, um die Krankheit zu besiegen - man/frau braucht aber schon mal die Möglichkeit, über die Befürchtungen zu reden und dann eine(n) hilfreiche(n) Zuhörer(in), der/die einfach nur "Verständnis" hat und (hoffentlich) ein paar tröstende Worte.
In diesem Sinne wünsche ich Dir - und allen anderen betroffenen Frauen, egal, ob jung oder schon etwas älter - viel Kraft.
LG
Rena49
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