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Alt 16.07.2003, 22:14
Gast
 
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Standard Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo

auch ich habe meinen Mann vor 4 Monaten am 10.03.2003 durch diese grauselige Krankheit "Pleuramesotheliom" Rippenfellkrebs verloren.Wir waren 31 Jahre verheiratet. Im Januar 2001 hat man bei ihm diese Krankheit festgestellt und ausser Röntgen und mal Ultraschall nichts gemacht- Im letzten Jahr im Juli haben die Ärzte hier in Norddeutschland meinen Mann aufgegeben. durch Zufall habe ich einen Bericht über die Thoraxklinik in Heidelberg gelesen und man hat uns dort aufgenommen, obwohl ich den Ärzten gesagt hatte, wie schlecht es meinem Mann zu der Zeit ging. Doch hier ist man noch Patient und nicht nur eine Nummer, in Heidelberg ist immer ein Arzt zur Stelle, die Schwestern sind mehr als hilfsbereit.
Ich hatte das Glück, dass ich meinen Mann in den letzten Monaten nach Heidelberg begleiten durften, so war ich immer bei ihm und wir haben eine wundervolle Zeit in Heidelberg gehabt.
Wir haben sogar Pläne gemacht für Urlaub und Renovierungsarbeiten an unserem Haus, obwohl er diese Sachen nun nicht mehr selbst machen konnte. Doch es gibt ja Handwerker.
am 31.12.2002 sind wir sogar mit beiden Sauerstoffgeräten - er hatte ein elektrisches und eine tonne zum auffüllen der tragbaren Geräte - zu meiner Mutter nach Wattenscheid gefahren, sie hat Sylvester immer Gerburtstag und es war sein Wunsch sie zu besuchen. Wie er das alles geschafft hat, ist mir heute oft noch ein Rätsel. doch es war ein wunderschöner Jahreswechsel. Unsere alte Dame hatte gar nicht mit uns gerechnet und hat sich auch sehr gefreut.
am 06.01.2003 hatte er Geburtstag und auch dieser Geburtstag war so schön, es haben so viele Freunde und Bekannte angerufen und sind auch vorbeigekommen. Als man uns dann am 16.01.2003 in Heidelberg sagte, dass bei dem Tumorwachstum ein Stillstand eingetreten wäre und auch die Lunge wieder mehr Volumen hatta, da haben wir uns so gefreut und gehofft, dass wir es nun geschafft hätten. Die nächste Kontrolluntersuchung sollte am 16.03.203 sein.
Leider kam alles anders. anfang Februar kam Wasser im Bauchraum dazu und auch die Tumore wurden wieder größer. Vom 27.02. bis 05.03.2003 waren wir noch einmal in Heidelberg. Doch auch hier konnte niemand mehr helfen. Mein Mann wußte, dass er mit dieser Krankheit nicht alt wird, doch hatte er gehofft, dass er noch ein paar Jahre damit leben würde.
Zum Glück hat er noch erlebt, dass die Berufsgenossenschaft seine Krankheit als Berufskrankheit anerkannt hat. so sagte er mir immer, bist Du einmal gut versorgt.
Seine sorge galt immer anderen, er war immer für andere da, hat immer allen geholfen.
Im Juni 2000 hatte er Altersteilzeit beantragt, um früher aus dem Berufsleben auszuscheiden. Im November 2002 hätte er mit der Arbeitsphase Schluß gehabt, es war alles so schön geplant. Doch der Krebs war stärker und in der Nacht zum 10.03.2003 um 3.15 Uhr ist mein Mann in meinen Armen verstorben. Er hat gekämpft bis zur letzten Minute, doch ein Körper mit nur noch 41 kg hat keine Kraft mehr. Jetzt ist es für mich sehr, sehr schwer ohne ihn auszukommen. Wir waren so ein super Team. An und in unserem Haus haben wir alles gemeinsam gemacht. Er war ein wunderbarer Handwerker und hat gerne gearbeitet. Er hat so viele schöne Sachen für und in unserem Haus gemacht.
Jetzt werde ich versuchen alles in seinem Sinne weiterzumachen, aber es fällt mir sehr, sehr schwer.
wir haben eine Tochter, die 24 Jahre alt ist und die ihren Vater sehr vermißt. sie ist von Beruf Gärtnerin und sein Grab ist eine wahre Pracht. Leider wohnt sie nicht mehr in unserem Haus, von daher bin ich viel alleine. Mein Bruder wohnt zwar mit seiner Familie gegenüber, aber das ist alles nicht das richtige.
Vor 14 Tagen hatte ich Geburtstag, mein erster Geburtstag ohne meinen Mann, ein ganz bescheidener Tag. Unsere Tochter hat zwar versucht mich zu trösten, aber es klappt nicht immer so richtig. Ich gehe sehr viel zum Friedhof und rede mit ihm. An manchen Tagen klappt gar nichts und dann sitze ich stundenlang vor seinem Bild und überlege, was er wohl tun würde.
Unser Haus ist sehr groß, Arbeit habe ich genug, die auch mache und gerne mache, denn ich will unser Haus, an dem er so gehangen hat unserer Tochter erhalten. aber manchmal klappt es einfach mit der Arbeit nicht. Es wollen mich zwar viele trösten, aber so manches mal ist es besser, sie lassen mich alleine.
anfang August fahre ich nach Heidelberg, wenn wir unsere 1. Jahrestag in Heidelberg haben, will ich noch einmal die Wege gehen, die wir zusammen gegangen sind, noch einmal auf die Station gehen, wo er immer gelegen hat. Vielleicht komme ich dann etwas zur ruhe und werde mit der Situation besser fertig. Ich weiss es nicht, aber ich will es versuchen.
Heidelberg war eine wunderbare Zeit und ich kann nur jedem empfehlen, der von dieser Krankheit betroffen ist, nach Heidelberg zu fahren.
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