Einzelnen Beitrag anzeigen
  #16  
Alt 07.09.2004, 23:05
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard R., Du fehlst mir so!

Heute abend habe ich Deinen Bruder getroffen.
Er saß neben mir am Tisch. Sein Lächeln war
wie Deines, seine Augen wie Deine. Ich freute
mich ihn zu sehen. Und es tat so unendlich
weh, ihn zu sehen. Sprechen über lustige Dinge.
Über die Schule. Über die kommenden Weinfeste.
Über allerhand. Dabei lag mir die ganze Zeit
nur Dein Name auf der Zunge. Ich sprach ihn
nicht aus. Ich wollte ihm nicht weh tun. Es
waren noch Leute am Tisch.

Er hat mich so an Dich erinnert, R.! Er hat
Deinen Humor, wenn auch nicht ganz so "ausgereift".

Heute abend schnürte mir das Wissen über Deinen
Tod die Kehle zu. Der Schmerz war fast nicht auszuhalten. Ich war erfüllt davon. Alles tat weh.
Alles. Du fehlst mir so. Immer nur diesen einen Satz könnte ich aufschreiben und in die Welt hinausschreien. Aber ich bleibe lieber stumm.

Ich vermisse Dich.
-----------------------------------------------------


Liebes-Lied
Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt,wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

Rainer Maria Rilke
Mit Zitat antworten