Einzelnen Beitrag anzeigen
  #3  
Alt 06.01.2010, 14:42
chaosbarthi chaosbarthi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.12.2005
Ort: Ort bei Kiel
Beiträge: 402
Standard AW: Chemo-Strahlentherapie oder ganz verzichten?

Hallo Alaska,

bei dir waren 4 von 16 entnommenen Lymphknoten befallen. Du hattest/hast eine mit dem bloßen Auge erkennbare Veneninvasion (V2), dein Tumor ist als recht bösartig einzuschätzen (G3) und sie haben nicht großräumig genug operiert, denn R1 steht für: "Mikroskopischer Residualtumor an den Schnitträndern".

Es ist richtig, dass es Studien gibt, die den Unsinn einer Chemotherapie bei fortgeschrittenen soliden Tumoren belegen. Geforscht hat dazu u. a. Prof. Dr. Dr. Abel vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Andererseits gibt es auch Studien, die den signifikanten Nutzen einer Chemo für Stadium III-Damkrebs mit Lymphknotenbefall belegen. Die sind in die Empfehlungen der AWMF-Leitlinien eingegangen. Dort kannst du übrigens auch sonst einiges nachlesen, was wissenswert ist.

Mein Tumor war mit den Kennzeichen T4, G3, alles andere 0 versehen. Ich habe vor fast 5 Jahren eine Chemotherapie abgelehnt und es geht mir gut. Ich denke aber, dass ich das mit V2 und R1 anders entschieden hätte. Möglicherweise hätte ich in Sachen des R1 auch über eine neue OP diskutiert. Was dabei heraus gekommen wäre, kann ich allerdings nicht sagen, dass ist rein spekulativ.

Es ist eigentlich nicht mehr üblich, allein 5-FU oder allein Oxaliplatin zu geben. Meist werden verschiedene Chemotherapeutika in Kombination (sog. Schema) gegeben. Auch werden vorab zumeist Untersuchungen gemacht, um eine Wirksamkeitsprognose abgeben zu können. Da guckst du bspw. hier zum KRAS und hier zum DPD Exon 14-Skipping Test.

Mein Onkologe von damals sagte übrigens, dass die Behandlung eigentlich nur dann Sinn macht, wenn man mit allen verfügbaren Mitteln heftigst auf das Tumorgeschehen einschlägt. Er meinte, "wir versuchen mal dies" oder "wir versuchen mal das", wäre Blödsinn.

Zur Strahlentherapie: Wenn dein Rektum der Part ist, an dem die Schnittränder nich ok waren, dann macht die Empfehlung einer kombinierten Radio-Chemotherapie Sinn. Am Rektum wird Strahlentherapie mit relativ guten Erfolgen (und mitunter langfristig bleibenden Folgen) zur Tumorverkleinerung eingesetzt. Ich bin allerdings kein Arzt. Was hälst du davon, wenn du dir noch eine weitere Meinung von einem zertifizierten Darmkrebszentrum einholst? Das kannst du beispielsweise auch über die Felix-Burda-Stiftung machen.

Ich drücke dir auf jeden Fall für alles Weitere ganz doll die Daumen.

LG chaosbarthi
__________________
Sigmacarcinom 2005 (T4, G3, alles andere 0, HNPCC), Ileostoma

Nicht die Dinge selbst, sondern nur unsere Vorstellungen über die Dinge machen uns glücklich oder unglücklich.
(Epiktet, griech. Philosoph, 50-138)

Geändert von chaosbarthi (06.01.2010 um 14:44 Uhr) Grund: Fehlerteufel
Mit Zitat antworten