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Alt 06.08.2002, 11:04
Gast
 
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Standard die letzten Stunden

Hallo Yvonne und alle die sich mit den letzten Stunden quälen,

meine Mutter starb vor fünf Monaten zu Hause. Die Zeit reichte leider nicht, wir konnten uns auch nicht ausreichend vorbereiten.
Mir hat vor kurzem ein Gespräch bei einer Beratungsstelle für Sterbe- und Trauerbegleitung sehr geholfen. Wichtig war mir das man dort Erfahrung mit Sterbenden hatte und ich über alle offenen Fragen der letzten Tage nochmal sprechen konnte. Ganz Sachlich.
Bücher aus der Hospitzbewegung sind auch sehr hilfreich.

Meine Mutter starb als mein Vater nicht im Zimmer war. Meine Schwester und ich waren bei ihr. Ich glaube es war ihr nicht möglich zu gehen, weil die Verbindung zu meinem Vater zu stark war. Er wollte nicht loslassen. Sie lag schon seit eineinhalb Tagen im Koma. Mir hat das jemand sehr schön umschrieben: Sie hat die Tür geöffnet, aber es ist als ob man oben auf einem Deich steht, es weht einem ein starker Wind entgegen. Man muß Kraft sammeln, um den letzten Schritt ins Unbekannte zu wagen. Manche Menschen tuen das lieber allein.

Wir haben meine Mutter in den letzten Stunden bewußt auch mal allein gelassen. Waren dann wieder bei ihr. Der Sterbende sucht sich den Zeitpunkt selbst aus. Man kann es dann nur akzeptieren. Ich finde es aber tröstlich, das man letztendlich doch noch so viel Macht über seinen Körper hat.

Liebe Grüße
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