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Alt 12.04.2003, 15:24
Gast
 
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Standard schlimme gedanken

Hallöchen Ihr,
liebe Claudia-Mäh-Schäfchen:-)
Ich komm nochmal schnell auf das Thema "Freundschaften" zurück und mach jetzt mal eine "Freundschafts-Analyse" hier, sag mir einfach, was Du davon hältst, ja?

Ich glaube, es ist schwierig, bestehende Freundschaften in "guten Zeiten" irgendwie anzuzweifeln. Freund/in ist eben Freund/in.
Man kann Freundschaften haben mit Menschen, die ziemlich heftige "Macken" haben, und trotzdem akzeptiert man das. Man kann Freundschaften haben, mit denen geht man durch Dick und Dünn, macht vieles zusammen und erlebt vieles zusammen. Und man kann Freundschaften haben, mit denen man alles miteinander besprechen kann, über jedes Thema, über jede Sorge.

Aber Freundschaften kann man wieder von vielen Seiten betrachten. Wie sieht's dann in Krisenzeiten aus?
Derjenige Freund mit der "Macke" wird vielleicht, wenn man plötzlich Krebs hat, seine "andere Seite" noch zeigen, die man möglicherweise noch nie bei ihm bemerkt hat. Nämlich z.B.: Er kann gar nicht zuhören!
Oder der andere Freund, mit welchem man bisher durch Dick und Dünn gehen konnte, ... zeigt in so einer Krisensituation vielleicht erst sein wahres Gesicht, welches so aussehen könnte:
Er ist ein Abenteurer, macht und tut gerne alles, ... aber bei Krankheiten macht er schlapp, das kann er nicht mitansehen!
Und die Freundin, mit welcher man immer über alles hat reden können? Hier stehen die Chancen ein bisschen besser (nach meiner Erfahrung), aber auch das garantiert nichts. Die Freundin kann sich trotzdem von einem abwenden, weil's Thema ihr jetzt plötzlich zu viel wird!

Sind einfach Beispiele jetzt, um zu zeigen, WIE sich der Mensch täuschen oder ändern kann. So habe ich es zumindest auch erlebt.
Und wenn ich mir jene Freunde, die nun vor mir "geflüchtet" sind, genau angucke, so stelle ich fest, dass ich bei jenem Freund vielleicht nie erkannt habe, dass er schlecht im Zuhören ist, oder beim anderen Freund nie erkannt habe, dass ich ihn einfach nur als Freund mochte, weil er einen "Abenteuertrieb" mit mir geteilt hat, aber alles andere eben nicht.
Und die Freundin, mit der ich immer so gut reden konnte, da hab ich nie gemerkt, dass SIE noch nie in ihrem Leben eine wirkliche KRISE durchgemacht hat, dass sie diese Stärke zum "Begleiten" also gar nicht hat!

Also suchen wir uns ja Menschen als Freunde aus, die irgend etwas mit uns "teilen" können, nicht wahr? Und das kann dann alles möglich sein, eben jeweils individuell je nach Freund verschieden. Aber dieses "teilen" hat Grenzen.
Das heisst also nicht, dass diese Freunde auch wirklich "Beistehen" können, wenn es jemandem sehr schlecht geht. Egal welche Vorzüge sie haben können, das "Beistehen" benötigt einen ganz besonderen Kraftakt, und einen ... ja, Willen!
Tja, und wenn ich so rum gucke in meiner Umgebung, muss ich zugestehen, diesen "Kraftakt", diesen "Willen" besitzen nicht sehr viele Menschen.
Man findet sie hauptsächlich bei Menschen, die LIEBEN. Die jemanden wirklich GERN haben können. Die "opfern" können (egal was, kann auch nur die eigene "Zeit" sein).
Da könnte man sich also schon fragen, wie sehr hat man jemanden GERN in einer Freundschaft, wenn es diesem nun mit Krebs sehr schlecht geht? Hat man ihn dann plötzlich nicht mehr gern? Warum rennt man dann davon und lässt den kranken Freund sitzen?
Hm, wahrscheinlich wird er ihn schon vorher nicht sooooo gern gehabt haben. Die Freundschaft muss ein reines "Nutz"-Verhältnis gewesen sein. Irgendwie, auf irgend eine Art eben.
Denn wenn man jemanden wirklich GERN hat, dann kann man ihn doch wegen dem Krebs unmöglich einfach sitzen lassen, nicht wahr?

Ich glaube einfach, da steckt noch viel mehr dahinter, menschliches eben, was wir manchmal selber nicht so richtig merken.
Vielleicht verwechseln wir "Leidenschaft" für etwas, das uns mit einem Freund verbindet, mit "Gern-Haben"? Und glauben dann, wenn es uns mal GANZ schlecht geht, dass es nicht nur bei dieser "Leidenschaft für etwas" bleibt, sondern dass dieser Freund jetzt auch die eigene Krise mit uns durchhalten muss?

Uff! Geht in die Tiefe, gell? Ich versuche halt öfter mal alles zu "durchdenken", damit ich es in meinem Verstand "verstehen" kann. Dass sich Freunde von mir abgewendet haben, ist eine Verletzung, die ich "verstehen" will. Ich kann nicht nur so locker sagen: "Tja, manche Menschen kommen damit halt nicht klar!", und schon ist alles entschuldigt. Es ist zwar eine gute Erklärung, aber da muss noch mehr sein.
Oder um es anders auszudrücken: Bevor wir ganz "schlimme Gedanken" haben; gucken wir uns mal an, WARUM wir uns diese Leute mal zum Freund genommen haben!

Uff, wirklich, wenn's zu kompliziert ist, dann sag's einfach, gell? ;-)


Liebe Conny, ich möchte mich Juttas Worten einfach nur mal anschliessen, denn sie hat die Worte sehr gut getroffen.
Es stimmt schon: Kopf hoch, stolze Brust raus, und Schutzwall bauen, ... das gibt wieder Selbstwertgefühl.
Ich drück Dich nochmal feste!

Ganz liebe Grüssli an Euch alle hier
von der "krassen" Brigitte
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