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Alt 05.10.2011, 14:54
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Gabi wurde nur 43

Hallo Canaris,

zunächst mal mein tiefstes Mitgefühl.

In deinen Schilderungen sehe ich viele Parallelen. Sowohl für die Zeit davor als danach. Man glaubt sich vorbereitet und wird dann erschlagen von der Wucht des Unglaublichen. Auch bei mir hat es einige Tage gebraucht, bis mich die volle Wahrheit mit aller Kraft traf. Bis dahin erlebte ich alles wie in Trance. Das war auch gut so.

Wie du geschrieben hast: eure Kinder können dir Gabi nicht ersetzen. Du hast recht, das kann nicht sein. Doch in ihnen hast du ein Ziel, wofür es sich zu kämpfen lohnt und du wirst sicher noch viel kämpfen müssen. So, wie ich dich lese, bist du nicht der Typ zum Verdrängen. Doch ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, es ist gar nicht mal so schlecht, abgelenkt zu werden, Pausen von der Trauer zu haben. Auch deine Arbeit hilft dir dabei ein bisschen.

Wie gesagt: Pausen. Sei drauf gefasst, dass dich die Trauer überall und zu jeder Zeit erwischen kann. Ein kurzer Gedanke, ein Ort (und sei es der Supermarkt) oder ein Lied im Radio ...... lauf nicht weg! Hör in dich hinein, lausche auf deine Gefühle, sortiere deine Gefühle, beobachte sie. Gefühle sind sehr wichtig. Die Trauer ist eines der stärksten Gefühle überhaupt zu welchen ein Mensch fähig ist und sie ist sehr vielschichtig. Trauer an sich, Wut, Hass, Neid, Selbstmitleid, Angst und auch Liebe, Trost und Versöhnung sind Teile von ihr, oft wild durcheinander gemischt. Du darfst sie alle zulassen (nicht unbedingt auch alle ausleben), denn sie sind zutiefst menschlich.

Deine Trauer zu verarbeiten, zu erleben, tut weh. Doch sei offenen Auges mutig. Am Ende steht nicht das Vergessen, sondern Liebe, Trost und Versöhnung. Ich drück dir die Daumen, dass du es schaffst, deine Kinder mit auf diese Reise zu nehmen. Vielleicht kannst sogar du etwas von ihnen lernen? Beobachte sie mit Vorsicht, denn wie Petra schon schrieb: niemand weiss, wie sich ihre Trauer auswirkt. Gabi hat ihren Teil der Verantwortung für eure Kinder an dich übergeben. Ich wünsch dir viel Glück und Kraft, dass du es schaffst, diese zusätzliche Last zu tragen. Wenn du das Gefühl hast, die Last wird zu schwer, dann such dir Hilfe. Dazu gibt es viele Angebote. An professioneller Hilfe ist nichts ehrenrühriges.

Ich hoffe, du bist ebenso "wissend" wie deine Gabi. Vertraue darauf, sie kann dir helfen.


Alles Liebe,

Helmut
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