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Alt 17.09.2011, 12:47
Canaris Canaris ist offline
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Standard AW: Gabi wurde nur 43

Danke Dir Petra

So Oft habe ich hier vorbei geschaut als bei uns alles „noch in Ordnung war“ Nie dachten wir jemals in dieser Lage zu kommen, bis die Ärzte mir bereits vor über 1 Jahr die Nachricht übermittelten, dass gabi ein Beckenwandrezidiv hatte, was bei ein Bestrahlter Gebärmutterhalspatientin dem sicheren Todesurteil ist.

Wo fange ich an.
Ich bin ( wie man unschwer merkt ) kein Deutscher sondern Holländer. Wir leben bei Wien. Gabi war eine waschechte Wienerin. Sie war Fremdenführer in der Stadt.
Vor 16 Jahre lernten wir uns kennen. Wir gingen am 5 April fort. Ein Freitag. Den darauf folgenden Dienstag zog ich bei Ihr ein. Beiden wussten wir dass es richtig war. Wir waren ab den tag an eigentlich immer zusammen außer wenn ich auf Geschäftsreise musste.

Wir lebten ein Bohemien Städteleben und ließen nichts anbrennen.
Vor 11 Jahr kam dann der Kinderwunsch ihrerseits, was dann auch in der tat umgesetzt wurde und zuerst Florian mit nun fast 10 Jahre und Matthias mit genau 7 Jahre das Resultat waren.

Gabi liebte Ihre Mutterrolle. Sie konnte nicht kochen, war aber jemand der unglaublich viel nähe gab.

Sie war unglaublich pedantisch mit Ihrer Fixe Untersuchungen. Die lies sie nie an sich vorbei gehen. Zahnarzt oder Gyn.

In 2006 hatte sie nach dem sex das erste Mal Blutungen. Wir dachten uns nicht so viel … kann mal passieren. Das häufte sich aber sodass sie zu ihrem Gyn ging. Der machte ein Abstrich welcher papp 2 negativ war, also waren wir beruhigt. Es war wohl Ihre Spirale welcher dies verursachte.

Es wurde aber immer schlimmer sodass ich mich mal in Internet schlau machte und ziemlich schnell auf der Möglichkeit eine Hinterwandtumores Stoß. Sie wieder zur Gyn. Wieder ein Abstrich. Wieder negativ.

Daraufhin drängte ich sie zur Wechsel, was sie auch tat. De neue Gyn machte wieder en abstrich welcher tadadada auch negativ war.
Erst als Sie auf ein Stadtrundfahrt eine Sturzblutung hatte und ins KH ging wurde schnell reagiert und 2 tage später standen wir am Abgrund. Nun ja…. Dachten wir. Schnell allerdings wurde uns versichert dass es bei dieser Krebs nicht so schlimm wäre weil der so spät streut und als wir dann auch via Protektion beim Corryfe auf diesem gebiet landeten war wir ziemlich schnell zuversichtlich.

Leider hatte sie von Anfang keiner Chance. Nicht nur bekam sie jede einzelne Nebenwirkung die es gibt (Thrombose mit ein darüber gelagertem Abszess welcher dadurch nicht erkannt wurde, Stahlenkolitis, Kolostomi, Nephrostomi etc etc) Ihr Krebs war auch nicht zu besiegen.

Nur 4 Monate nachdem die Ärzte ihr sagten, dass alles ok wäre und sie soll ihr weiterem Leben genießen hatte sie eine Abtropfmetastase in der Scheide. Als dieser Behandlung abgeschlossen war, mit ein vernichteter Darm und Scheide als Resultat, stellte man am letzte tag im KH bei eine abschlussroutineblutuntersuchung erhöhte Tumormarker fest. Pett-scan CT ….. Beckenwandrezidiv.

Wir entschieden gemeinsam es ihr nicht zu sagen.
Wir hatten dann noch ein schönes Jahr. Ich konnte sie endlich heiraten. Wir waren noch auf Flitterwochen in die Karibik, aber in März dieses Jahr hatte sie dann ein Darmverschluss weswegen sie dem Stoma bekam und an dem Tag erfuhr sie wie es um ihr stand.

Sie bäumte sich auf und hatte sich fest vorgenommen, allen zu beweisen, dass man es auch ohne medizinische Hilfe schafft. Sie ging auf dem Hoffnugsspur. Geistheiler, Handaufleger. Pilgerfahrten. Alles machten wir.

Ende Mai gingen wir nach Medjugorje in Bosnien. Hier war sie das letzte Mal glücklich. Sie träumte vom Heilungswunder. Auf der weg nach hause realisierte sie sich zum ersten mal dass sie es nicht schaffen würde, und ab da ging es schnell.

Der Rollstuhl stand bereits mitte Juni vor der Tür. Wir sind noch 3 Wochen auf Urlaub gefahren, aber die wurden sehr beschwerlich. Als wir Anfang August zu hause war, hatte sie nur noch 2 Dingen zu erledigen.

Unser jüngste hatte am 2 Sept. sein 7 Geburtstag und wurde am 5 Sept. eingeschult, was in Österreich en rießending ist.

Sie mobilisierte alles in sich um dies zu organisieren. Sie wusste da wohl schon, dass sie selber nicht mehr dabei sein würde. Sie konzentrierte sich auf die Einkäufe.
Ich habe sie in ihr Rollstuhl von Geschäft zur Geschäft geschoben und als der letzte Kugelschreiber eingekauft war, verblasste sie. Das ist nun keine Metapher. Es passierte wirklich. Wir wollten noch essen gehen. Wir saßen in ihr Lieblingsrestaurant an der Donau, aber das bestellte essen (Monzarella mit Tomaten) hat sie nicht mehr angerührt. Auf einmal war alle Kraft aus ihr raus. Sie hat nie wieder gegessen.

Sie hat an dem Abend das letzte Mal in unserem Bett geschlafen. Am nächsten tag rief ich bei Roten Kreuz an, die auch 1 stunde später ein Bett für unser Wohnzimmer lieferten.
Ab da ging alles enorm schnell.
2 Tage später kannte sie nicht mehr aus dem bett aussteigen.
Am Mittwoch habe ich das letzte Mal echt mit ihr reden können
Am Donnerstag war sie verwirrt. Sah Sachen die es nicht gab und am Freitag lag sie im Krebsinduzierter Koma.
Wir wurden begleitetet vom mobilen Hospiz der Caritas und zusammen entscheiden wir ihr am Samstag in ein Narkose zu verlegen, weil sie zu der zeit bereits wundgelegen war und während der Pflege immer zu sich kam was entsetzlich war. Da schrie sie auf, griff um sich herum und hatte offensichtlich große Schmerzen.

An Dienstag fing sie an zu sterben. Sie produzierte fürchterliche Geräusche, Ihre Beine wurden schwarz und kalt, aber sie hat bis 20.15 durchgehalten.
Ich war bei ihr. Sie atmete auf einmal sehr ruhig, und der Herzschlag, welches du im hals sehen konnte wurde ganz leise, wenig und auf einmal komplett weg. Noch 2 spastische Zuckungen und es war vorbei. 5 Minuten später waren alle schmerzen aus ihrem Gesicht wie weggeblasen und ein Lächeln hatte sie drauf.

Tsja so weit….
Ich habe 3 tage später mit mein sohn und 5 Freunde von ihm Geburtstag feieren müssen (Gabi hatte es ihm versprochen dass wir es trotz allem durchführen würden) und 6 Tage später mein Sohn alleine eingeschult.
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Mein Gabi .
Gebärmutterhalskrebs mit ein Beckenwandrezidiv

Geändert von Canaris (05.10.2011 um 15:20 Uhr)
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