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Alt 04.12.2007, 02:10
Roxana Roxana ist offline
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Standard AW: Chemotherapie in jedem Fall sinnvoll?

Hallo liebe Elli,

bitte verzeih, dass ich jetzt erst nach so langer Zeit antworte.
Die Ereignisse haben sich leider überschlagen, sodass ich erst jetzt dazu in der Lage bin.
Ich hoffe sehr, dass es dir selbst so gut geht, dass du die Vorweihnachtstage mit deiner Familie genießen kannst. Du klingst sehr lebensfroh und ich wünsche dir sehr, dass du bald soweit wiederhergestellt bist, dass diese Zeit mit Medikamenten und Behandlungen der Vergangenheit angehört.

Ich will nun noch auf meine liebe Verwandte eingehen, leider kann ich nichts Erfreuliches mitteilen.
Bei ihr wurde noch ca. 2 Wochen lang eine umfangreiche Diagnostik durchgeführt, um festzustellen, wo die Krebserkrankung ihre Ursache habe.
Leider konnte diese nicht festgestellt werden. Aber ich glaube, meine Verwandte war gesundheitlich etwas mitgenommen von den vielen aufwendigen Untersuchungen.
Danach wurde ihr mitgeteilt, dass sich der Krebs überall im Körper ausgebreitet habe und keine Behandlung außer Schmerztherapie durchgeführt werden kann. Vom Vorschlag, den Bauchraum operativ zu eröffnen um nachzusehen, "was da los sei" mit der vagen Aussicht "vielleicht kann ein Teil eines Tumors entfernt werden" rieten wir ihr ab.
Sie wurde nach Hause entlassen. Sie sollte sich diätisch ernähren, also solche Nahrung zu sich nehmen, die die Leber nicht belastet. Leider hatten wir davon keine rechte Vorstellung und auch meine Verwandte nicht....sie versuchte also solche Dinge zu essen, die sie auch in der KLinik erhalten hatte.
Sie war sehr sehr tapfer, wir alle haben sie viel besucht oder kleine Ausflüge unternommen, die sie verkraften konnte.
Der Arzt, der sie in dieser Zeit ambulant betreute, riet dann doch aufgrund ihres erstaunlich guten Zustandes zu einer "sanften Chemo", der sie zustimmte. Aber ich glaube, dass diese Medikamente letztendlich doch zu viel für ihren nicht mehr intakten Körper waren, denn ab diesem Zeitpunkt ging es ihr nicht mehr so gut. (Kann mich natürlich täuschen!) Sie hat zwar nie geklagt und uns davon überzeugt, dass es ihr "gut" ginge....leider haben wir später von den Ärzten der Klinik erfahren, dass dies nicht der Fall gewesen sein kann.
Nach 2 Wochen Chemo musste sie in die Klinik gebracht werden, weil sie eines Nachts unerträgliche Schmerzen hatte.
Dort wurde ein Loch im Bauch entdeckt...eine Zyste war von innen nach außen gewachsen und schon vor geraumer Zeit aufgeplatzt, außerdem hatte sie wohl bereits seit 4 Wochen kaum noch gegessen, die Nieren hatten versagt, die Lunge füllte sich langsam mit Wasser und noch einiges andere...
Im Laufe des Tages ging es ihr immer schlechter, gegen Abend wurden die Schmerzen trotz Schmerzmittel unerträglich....die Nacht muss die Hölle für sie gewesen sein...aber sie war nie alleine...alle haben sich abgewechselt, sie zu stützen, zu halten, lagern....sie umarmt ...das war wohl alles, was wir tun konnten.
Gegen 7 Uhr am Morgen, am Totensonntag, wurde sie endlich von diesen Höllenqualen befreit.
Es ist mir zur Zeit nicht möglich, an Weihnachten zu denken....und der Weihnachtsschmuck liegt immernoch an seinem Platz...sie fehlt so unendlich....

Liebe Elli, ich habe aus deiner Antwort folgenden Schluss ziehen können in Bezug auf meine Verwandte (auch nach Rücksprache mit ihr): Sie wurde von ihrer Hausärztin nur zu Brustkrebsvorsorgeuntersuchungen überwiesen....eine wirkliche "onkologische Nachsorge-Behandlung" hat nicht stattgefunden.
Sie selbst wusste von so einer Nachsorge nichts und ich mache es mir zum Vorwurf, dass ich nicht darauf geachtet und mich nicht informiert habe. Ich habe meine Verwandte gut versorgt geglaubt, da sie ja monatlich (aber eher wegen Mitteln zur Blutverdünnung) ihre Hausärztin aufsuchte...ich meinte, eine Ärztin wird wissen, was wann zu untersuchen ist...
Letztendlich kann man nun nichts mehr ändern und wer weiß, ob so oder so am Ende ihr Leben nun eben ein Ende gefunden hätte....was ich sagen will, ich zermartetere mich nun nicht mit Vorwürfen diesbezüglich.....ich bin nur über den Verlust eines so lieben Menschen sehr traurig.

Ich werde sicher oft hier vorbeischauen....ich wünsche allen, auch wenn ich im Moment dazu nicht in der Lage bin, eine angenehme Weihnachtszeit, denen, die es nötig haben, ganz viel Kraft....

ganz viele liebe herzliche Grüße von Sabine
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