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Alt 13.07.2012, 02:39
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Magenkrebs im Endstadium

Hallo Larap,

nur zu gut kann ich dir nachfühlen wie es ist, dem Kampf deiner Mutter zu sehen zu müssen und ich verstehe, wie du mit-leidest. Nur zu gerne möchtest du ihr dieses Leid ersparen.

Doch es ist der Kampf deiner Mutter und obwohl ihr selber klar ist, daß sie ihn nicht gewinnen kann, kämpft sie mit all ihrer Kraft. Es ist ihr eigener Wille, ihre Entscheidung. Nur sie selber kann über ihr Leben bestimmen. Nicht du und auch nicht der Arzt. Niemand kann im Voraus wissen, was ihr diese Hammerchemo tatsächlich bringen wird. Vielleicht ein paar Monate, ein paar Wochen, vielleicht aber auch gar nichts.

Lebensqualität. Was heißt das überhaupt? Wir, als Gesunde, definieren sie als möglichst schmerzfreie, zufriedene und mehr oder weniger glückliche Restlebenszeit. Ich lese hier oft, dass Krebskranke sich entscheiden, diese Definition als die ihre an zu nehmen. Sie sagen: "Ich will und kann nicht mehr. Alles ist besser, als so zu leben. Ich möchte meine verbleibende Zeit so schön und gut verbringen wie möglich."

Das ist sehr mutig und auch OK für sie. Doch das ist nur eine Möglichkeit, sich zu entscheiden. Deine Mutter hat anscheinend eine andere Entscheidung getroffen. Auch das ist sehr mutig. Wie oben gesagt kann niemand wissen, ob sie dafür belohnt wird. Vielleicht kennt sie den Satz: "Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." Was nicht heißen soll, andere hätten nicht gekämpft. Sie hatten nur keine Kraft mehr.

Vielleicht liegt ihre persönliche Ansicht von Lebensqualität darin, bis zum Schluss zu kämpfen? Dann kann sie sich sagen: "Ich habe gekämpft und nicht aufgegeben. Schade, wenn es nichts genutzt hat. Doch ich habe es zumindest versucht und das war gut so!"

Vielleicht hat sie ja auch das Glück und es wird ihr noch eine Zeit geschenkt? Dann kannst du dir sagen: "Gut, dass ich sie damals zur Untersuchung überredet habe." Ansonsten wäre deine Mutter vielleicht bereits tot und ihr Sterben wäre dadurch sicher nicht einfacher gewesen. Das darf man niemandem so einfach wünschen. Verständlich, dass diese Gedanken kommen. Als Angehörige allerdings können wir nur beratend und unterstützend daneben stehen. Wenn es um Leben oder Tot geht, kann in letzter Konsequenz nur der oder die Betroffene selbst entscheiden.

Also ... Kopf hoch. Du/ihr könnt das schaffen. Du/ihr habt die Kraft dazu. Du kannst ihr helfen. Deiner Mutter die Kraft vielleicht auch irgendwann sagen zu können, dass es genug sei. So, wie sie es möchte.


Ich drück euch die Daumen,

Helmut
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