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Alt 12.03.2010, 13:24
BirgitL BirgitL ist offline
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Standard AW: Club Magic Life

Hallo Ihr Lieben,

meine AHB ist beendet, ich bin wieder gut gelandet.

Und wenn jemand eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Und das war mein "Magic life":

So turbulent, wie mein Leben seit meinem Rezidiv rund herum verlaufen war, gestaltete sich auch die letzte Woche vor meiner „rettenden“ AHB.

Die große Freude, dass mit der am 5. Januar beendeten Chemo-Serie (die immerhin von Mai 09 bis Jan. 10 alle 14 Tage lief) nun erst mal alles im „grünen Bereich“ lag, währte nicht lange.
14 Tage nach den ganzen Untersuchungen mit dem Ergebnis: fast 0-Remission waren die TM’s schon wieder gestiegen.

Das Wechselbad der Gefühle innerhalb eines Tages:
-AHB absagen
-erst neues CT und dann Vorstellung in der Uniklinik
-evtl. OP – oder doch nicht?
-neue Chemo und, wenn ja, welche?
war kaum auszuhalten.

Glücklicherweise kam dann schon nachmittags das Ergebnis.
Das eigens für mich einberufene Tumorboard war zu dem Schluss gekommen:

Schnellstens Chemo mit gleichem Wirkstoff – aber in anderer Dosierung – für zunächst 2 Zyklen alle 4 Wochen. 3 Wochen später dann TM-Kontrolle und erst dann Entscheid, ob andere Chemo eingesetzt wird.

Also: CT –Termin wieder abbestellen und Chemo organisieren;
In der Reha-Klinik Bescheid geben, dass ich nun doch komme - gleichzeitig darum bitten, dass mir die Fahrkarten erneut zugeschickt werden.

So bekam ich 4 Tage vor meinem AHB-Antritt erneut Chemo, und durfte dann meiner dringend erforderlichen Erholung entgegensehen.

Der Morgen der Abreise verlief dann eher in Ruhe.
Der Abschied von meinen Lieben zu Hause fiel mir erstaunlich leicht;
Auch die Tränen meines lieben Mannes – wir sind seit 35 Jahren verheiratet und waren so lange Zeit noch nie getrennt – berührten mich irgendwie nicht……

Um 7.40 Uhr ging es vom Bahnhof los und schon um 12.30 Uhr sollte ich am Ziel sein..(ICE Hagen – Mannheim, ICE Mannheim – Offenburg, dort sollte der Klinikbus mich abholen).

Leider hatten alle die Rechnung ohne die „Deutsche Bahn“ gemacht…..

Der schöne weiße ICE kam in Hagen schon total überfüllt mit 15-minütiger Verspätung an. Es war das totale Chaos, denn viele Sitzplätze waren doppelt reserviert.
Bis Frankfurt war die Verspätung auf nicht weniger als 60 Minuten!!! angewachsen, da der sonst so schnelle Zug die Hochgeschwindigkeitsstrecke wegen technischem Defekt im Schneckentempo durchfuhr.

Über Lautsprecher erklärte man uns in Frankfurt dann: „Alle Passagiere ab Wagen 28 aussteigen und andere Anschlusszüge benutzen – nur der vordere Teil des Zuges fahre weiter“….hier saß ich drin und durfte also weiterfahren, wenn auch der Anschlusszug in Mannheim inzwischen unerreichbar war……….

Nach kurzer Zeit erneute Durchsage: „bitte alle Fahrgäste mit dem Ziel Mannheim den Zug verlassen, der Zug fährt eine andere Strecke“……..also doch aussteigen und irgendwie nach Mannheim kommen….

Schlussendlich blieb dann der komplette ICE defekt in Frankfurt stehen, da man ihn nicht auseinander gekoppelt bekam.

Der Bahnsteig glich inzwischen eher einer Demonstration als einem Bahnhof mit wartenden Zuggästen……..

Der nächste ICE kam dann relativ pünktlich und sofort versuchten alle, einen Platz darin zu erhaschen……
Ich bin sofort in die 1. Wagenklasse und sicherte mir einen Sitzplatz – obwohl mein Ticket nur für die 2. Klasse galt………(den hätte mir mal einer nehmen wollen…) als erneut die Stimme der Dame aus dem Lautsprecher ertönte: „Dieser Zug ist überfüllt und kann daher nicht weiterfahren, wir bitten die Passagiere, den Zug wieder zu verlassen…….. „
Gott sei Dank regelte sich das dann sehr schnell und der Zug fuhr, mit mir natürlich, endlich los.

Während der Fahrt habe ich dann die Reha-Klinik davon in Kenntnis gesetzt, dass ich verspätet in Offenburg ankommen werde.
Der Bus, der mich eigentlich dort abholen sollte, war inzwischen wieder zur Klinik zurückgekehrt.
Man sagte mir freundlich, dass ich nun in Offenburg ein Ticket für die Nahverkehrsbahn kaufen müsste, die mich bis Biberach bringen sollte. Hier werde der Bus mich abholen.

Nachdem ich Offenburg erreicht und mir ein Ticket besorgt hatte, teilte ich mein Eintreffen in Biberach der Klinik mit.
Die Fahrt dauerte nicht lange und voller Erwartung verließ ich das Bahnhofsgelände. Doch von einem Bus war keine Spur zu sehen……..
Erneuter Anruf in der Klinik…….Sorry, wegen Funklöchern habe man den Fahrer nicht erreichen können; er sei aber auf dem Weg…….

Hurra!, geschlagene 45 Minuten später fuhr er endlich vor – inzwischen war es nach 16 Uhr…. Ich war stark angesäuert, zudem brauchte ich dringend so etwas wie eine Toilette…..
Die Fahrt zur Klinik erforderte weitere 20 Minuten.

Hier angekommen, stand schon die Schwester bereit, um mich zur Untersuchung zu bringen; „der Arzt warte schon……….“

„Der kann auch noch etwas länger warten, zunächst habe ich ein sehr dringendes Bedürfnis“, war meine Antwort.

Ich muss sehr überzeugend gewesen sein, denn sie zeigte mir daraufhin zunächst mein Zimmer, drückte mir meine „Laufmappe“ in die Hand und sagte: „wir sehen uns dann im Schwesternzimmer, hinten überm Speisesaal, im 1. Stock …….

Himmel nochmal, wir sind um so viele Ecken gegangen….ob ich das je wieder finde?

Wie auch immer, ich hab das Schwesternzimmer gefunden.

Das Arztgespräch und die Untersuchungen waren schnell erledigt; zuletzt dann die obligatorische Frage des Arztes: „Haben sie noch Fragen?“ -

..... Hallo! Ich….Fragen? War ich doch nur körperlich anwesend………wie sollte ich da Fragen haben?, musste meinen Geist doch erst mal wieder finden……! Ich melde mich in den nächsten Tagen, dann sind sie mir bestimmt wieder eingefallen……

Nun war es auch schon Zeit für’s Abendessen.
Den Speisesaal fand ich sofort wieder und wurde an einen Tisch geführt. Hier saßen, außer mir, noch drei weitere Personen – zwei weibliche und eine männliche; alle ebenfalls heute angereist.

Da die beiden Frauen ebenfalls im „Chaoszug“ gesessen hatten, fand reger Erfahrungsaustausch statt und das Eis war schnell gebrochen.
Es sollte uns noch eine lustige und schöne Zeit bevorstehen, doch das wusste zu diesem Zeitpunkt noch keiner.

An diesem Abend habe ich gerade noch meine Koffer ausgepackt, mit Zuhause telefoniert, den Wecker gestellt, und dann nur noch eins getan………………GESCHLAFEN!

(Fortsetzung folgt)
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