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Alt 05.08.2006, 20:06
sabine_69 sabine_69 ist offline
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Beitrag AW: Du fehlst mir so Mama,du warst und bist mein ein und alles

Hallo Clarissa,
ja, ich bin auch oft wütend. Ich bin wütend auf andere, weil ihre Mütter noch leben und schäme mich im gleichen Moment.
Ich bin wütend, wenn ich andere Frauen im Alter meiner Mama (61) sehe, die rauchend irgendwo rumlungern und denke, warum meine Mama und nicht die. Auch hier schäme ich mich gleich wieder...
Ich bin wütend auf den Krebs, auf die Ärzte und auch auf meine Mama, weil sie weg ist und wir doch noch so viel machen wollten.

Ich glaube, es ist normal, wütend zu sein, solange das nicht das einzige Gefühl ist, was man mit sich rumträgt.

Für mich ist es auch nach 4 Wochen immer noch unfassbar, dass meine Mama weg ist, ich sehe sie überall, sie kommt mir auf der Straße entgegen oder ich hab das Gefühl, dass sie nur im Urlaub ist.
Dabei habe ich sie sterben gesehen. So "schön" es auch war, dass mein Papa und ich ihr diesen letzten Wunsch erfüllen konnten (bei ihr zu sein, wenn es soweit ist), so schlimm sind die Bilder, die ich vor meinem geistigen Auge habe. Ähnlich wie Deine Mutter hat meine Mama mich auch noch kurz einmal angeguckt und sich auf ihre Art verabschiedet.

Aber die Kinderrolle hört nicht wirklich auf
Auch ich mit meinen 37 Jahren frage meine Mama im Geiste immer noch, wie ich was machen muss, wenn ich nicht weiter weiß. Ich weiß zwar nicht, ob sie mir antwortet, aber ich kriege doch immer irgendwie alles hin, also muss sie irgendwie antworten.. und wenn es nur die Überlegung ist "wie hätte meine Mama das gemacht?"

Ich denke, das Beste ist, sich der Trauer zu stellen und offen mit ihr umzugehen. Sag Deinen Mitmenschen, was passiert ist und wie es Dir geht.
Viele werden sich in Worthülsen flüchten und in dieser Zeit wird sich herausstellen, wer ein wirklicher Freund ist und mit wem Du über das Thema reden oder eben auch schweigen kannst.
Bei mir haben sich Freundschaften enorm verändert durch die Erfahrung, wie man mit mir in dieser schlimmen Zeit umgeht.
Mir wurde aber auch von vielen Seiten gesagt, dass es gut ist, dass ich offen mit dem Thema umgehe und man dadurch weiß, woran man bei mir ist und wie man sich verhalten soll. Ich muss wohl irgendwie zur Schau tragen, ob man mich auf den Tod und die Trauer ansprechen oder mich zufrieden lassen soll.
Oft sind mir solche Menschen lieber, die mich nicht mit Samthandschuhen anfassen, sondern das Leben weiterlaufen lassen, wie es vorher war, denn das ist nun mal so. Es geht weiter... leider ohne meine Mama. So wütend, traurig und niedergeschmettert ich darüber auch bin.

Das wars mal für den Moment...
Liebe Grüße,
Sabine
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