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Alt 15.04.2008, 20:55
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betapeter betapeter ist offline
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Standard AW: Peter's Morbus Hodgkin

lange hats gedauert, aber jetzt komm ich dazu.

Bin also am Sonntag /7.4.08) wie vom Klinikfeldwebel befohlen in der Station allg. Chirurgie Süd eingerückt. Nach dem Beantworten von unzähligen Fragen, inkl. Telefonnummer, die ja eigentlich schon tausendmal bekannt ist und der Frage ob ich öfter als 5 Mal in der Nacht auf`n Topf muss, wurde mir mein Luxuszimmer gezeigt.

Ein nettes 4-Bettzimmer mit Aussicht auf ein Baugerüst direkt vorm Fenster. Na, allg. Klasse eben, die 90 Euro Taggeld von der Sonderklasseversicherung kann ich zur Zeit gut brauchen.

Einer der Zimmergenossen, so ca. 70 Lenze, bettlägrig, hat meiner Frau gleich zugewinkt und ihr Küsschen geschickt , nachdem Sie zurückgewinkt hat, habe ich gleich Angst bekommen, dass er einen Herzpatschen kriegt, der Herzensbrecher

Wir sind dann noch auf eine Cafe und dann hab ich mir einen Fernsehabend genehmigt. Das Programm habe ich bestimmt, den anderen wars ziemlich egal, es hat sich auf jedenfall keiner beschwert? Einer hat nach ca. 40 Minuten NCIS gefragt ob das Tatort ist, ein zweiter hat dann ja gesagt, dann war er zufrieden. Ich hab dann noch eine "Lunge" kennengelernt, der sie noch 7 Monate ohne und 10 Monate mit OP gegeben haben, wir haben uns dann gegenseitig über die Ärzte lustig gemacht die eh keine Ahnung haben, es haben andere schon Schlimmeres überlebt.

Montag Morgen, der große Tag. Noch ein letztes Mal Duschen und ab in den OP. Denkste! Um 11 Visite, (Prof. mit 7 Beiwagerln), nix OP, ein dringender Fall braucht den OP, mein Fall, Zitat, "ist ja nicht so dringend". Da war er am Falschen. Ich hab dann, Zitat, "Sie finden meinen Krebs also nicht tragisch genug?", gemeint, da hat er dann Erklärungsnöte gehabt. Entschuldigung von ihm folgte aber sofort. Die Beiwagerln hats amüsiert.

Den ganzen Tag dann nichtstuend herumgefaulenzt, am Nachmittag bin ich dann auf die allg. Chir. Süd verlegt worden, 2-Bettzimmer, schöne Aussicht auf die verschneite Nordkette, kein Zimmergenosse. Vermutlich Isolierhaft weil ich gegen die Götter in Weiß rebelliert habe. Mir war's sehr recht. Später ist dann noch ein 17-Jähriger Mountainbiker mit Milzruptur geliefert worden. Ich bin Chef über die Fernbedienung geblieben, er war mit Perfalgan ruhig gestellt und hat nur gepennt.

Am Abend bin ich mit meiner Frau in die Pizzeria gegenüber geflüchtet, die kochen besser.

Dienstag Morgen, noch ein letztes Mal Duschen und ab in den OP. Da war ich noch guter Hoffnung, heute aufgeschlitzt zu werden. Denkste. (Déjà-vu?, Murmeltiersyndrom?). Nix war. Sie haben mich mitsamt dem Bett in die Hämatologisch-Onkonologische Ambulanz geschoben, da war ich noch der Meinung, es geht danach gleich los.

Besprechung mit der Onkologin, die meinte, es wäre zum Staging besser, noch einen dritten Lymphknoten rechts in der Axilla zu entfernen. Naja, wenn Sie meint, OK, wird schon passen. Mir doch wurscht, bin eh in Vollnarkose. Dann den auch gleich raus. Gleich? Jetzt? Neeeeeeeee, Einverständniserklärung muss am Vorabend unterschrieben werden, raus kommt er dann Morgen!

Nachmittag siehe oben.

Am Abend sind wir nobel zum McD gefahren, besser und gesünder als der Klinik-Fraß.

Aber einmal schreib ich`s noch.....

Mittwoch Morgen, noch ein letztes Mal Duschen und ab in den OP. Da war ich noch guter Hoffnung, heute aufgeschlitzt zu werden. Ums vorweg zu nehmen, JA, sie haben mich zum Metzger gebracht, aber nicht gleich.

7.30 Abholung, quer durch die Klinik, so ca. 15 Minuten durch unterirdische Gänge zur Sonographie, die Lymphknoten mittels Drahtmarkierung für den Chirurgen besser auffindbar zu machen, dass er auch die richtigen zwei erwischt. Da steht einem dann ein Draht ca. 1 cm aus der Haut raus, schaut pervers aus. Wird mit Lokalanästhesie gemacht, ist auszuhalten.

Um 8.50 war ich dann wieder am Zimmer, OP Termin sollte um 10 sein. JA, sollte, war aber nicht. Um 11 haben sie mich dann geholt, OP sollte dann um 11.30 sein. War aber nicht. Sie haben noch ein - Zitat - "Herz eingebaut", das hat den OP noch blockiert. Bin halt verdrahtet rumgelegen, Gott sei Dank hat mich kein Elektriker gefunden. Um 12.40 war ich dann endlich im Land der Träume.

OP hat gut hingehaut, Narkose hab ich gut vertragen, bisschen Krächzen im Hals vom Intubieren, sonst alles paletti.
Achja, Port hab ich noch keinen, der kommt erst später, nach dem Staging.

Netten Besuch von meiner Frau gehabt, nachdem ich nix Essen hab dürfen, sind wir diesmal nicht ausgebüxt.

Der 17 jährige mit der Milzruptur neben mir erzählt allen Kollegen, was er für ein wilder Hund beim Mountainbiken ist, überlegt schon welches Bike er jetzt kaufen soll! Wenn die Mami da ist sumst er, wie arm er ist. . Schmerzen kann er nicht haben, bei dem Zeug das sie ihm über den ZVK reinschießen. Arm dran ist trotzdem, er muss 14 Tage strenge Bettruhe halten. Abends schläft er, bin ich Chefe über Fernbdienung !

Donnerstag Visite, alles paletti, nachmittag langweilig, bis auf eine Schwester, die wieder keine Vene findet. Aller guten Dinge sind drei. Abends sind wir ins Klinikcafe auf ein Schnitzel, das KH-Essen ist ein Katastrophe. (Ist Fleischkäse gesund, nur weil er in der Klinik serviert wird?)

Die Nachtschwester war mies drauf, wir haben sie gleich auf Nachthexe umgetauft. So ein Besen!

Um 23 Uhr hat mir alles weh getan, hab mir den Schmerzspritze geben lassen. Oder geben lassen wollen. Beim Injizieren ist der Pfeife die Kanüle in meinem Oberschenkel stecken geblieben, die Spritze ist ihr abgebrochen, das Schmerzmittel ist mir über den Oberschenkel geflossen. "Noch eine kann ich Ihnen nicht geben, ich weiß ja nicht, wie viel rein gegangen ist.", erklärte mir die Hexe.

Freitag, Tag der Befreiung.
Aber wenn Du gehst, sollst Du Dich an uns erinnern!! Um 10 kommt so ein "kiddydoc" [(c) Benno] um mir die Drainagen rauszunehmen. In der Achsel gings gut, in der Leiste hat er 6 Mal gezogen AUA, das Ding wollte nicht raus. Dann ist er einen Erwachsenen fragen gegangen, der ihm dann erklärt hat, dass die Lasche am Patienten angenäht ist. Naht auf, Lasche raus, FLUCHT!!!!!

Meine Frau hat mich dann abgeholt und hat mich jetzt sumsend zu Hause, die Arme!

Fazit: Uniklinik Innsbruck - no risk, no fun!
__________________
lg
peter

Fehldiagnose Morbus Hodgkin am 6.3.08
Richtigstellung 4 Monate später.
Pathologie Innsbruck

Geändert von betapeter (16.04.2008 um 07:26 Uhr)
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