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Alt 10.03.2007, 23:43
J2K J2K ist offline
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Standard AW: Bestrahlung bei Nasenkrebs

Hallo Lilly,

zunächst einmal: Mit der Aussage der Chirurgen, dass "alles entfernt" sei, würde ich vorsichtig sein. Ärzte geniessen bei den Aufklärungspflichten ggü. Patienten praktisch Narrenfreiheit und können erzählen was sie wollen. Wenn definitiv alles enfernt worden wäre, müsste man nicht bestrahlen. Offenbar ist das allerdings bei dir nicht der Fall, wie schon bei den Voroperationen, weil es bestimmte Bereiche an der Schädelbasis gibt, in denen man nicht einfach alles weg operieren kann, ohne kritische Strukturen wie z.B. Sehnerv, Hauptschlagader etc. zu beeinträchtiegen. Ich gehe aufgrund deiner Beschreibung einfach mal davon aus, dass dies auch bei dir der Fall ist.

Hier kommen stereotaktische Präzisionsstrahlentherapien wie IMRT, Protonentherapie oder GammaKnife/Novalis zum Einsatz. Diese sind deutlich nebenwirkungsärmer als konventionelle Feldbestrahlungen. Ich selber habe vor 7 Jahren eine Srahlentherapie mit IMRT (intensitätsmodulierte Strahlentherapie) bekommen und praktisch keine wirklich nennenswerten Nebenwirkungen gehabt. Wobei meine Dosis mit 50Gy relativ gering war. Ich nehme an, dass bei dir so 60-70Gy verabrecht werden und da kann es schon zu Problemen mit Speichelfluss u.d.gl. kommen.

Die Nebenwirkungen und Spätfolgen einer misslungen Operation können übrigens deutlich schlimmer ausfallen als die einer Strahlentherapie. Das wird leider von vielen Patienten übersehen (vermutlich, weil viele mit Strahlentherapie fälschlicherweise Atombomben oder Reaktorunfälle assoziieren). Das ganze wird dann noch von der Propaganda der Chirurgen untermauert, die in ihren Strahlentherapie-Kollegen eine ernsthafte Bedrohung für die eigene Disziplin sehen. Strahlentherapie-Methoden werden dank steigender Rechenleistung von Rechnern für die Bestrahlungsplanung und Einsatz von Beschleunigern immer präziser und universeller einsetzbar und könnten bald den senilen Neurochirurgie-Professor mit zitternder Hand und Skalpell gänzlich ersetzen.

Gruss,
J2K
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