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Alt 26.08.2004, 18:10
Gast
 
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Standard Was ist bloss mit mir los?

Hallo Kerstin,

ich erkenne mich zum großen Teil in deinem Eingangsposting wieder. Vor etwas über einem Jahr starb meine Mutter an Lungenkrebs.
Nach der Diagnose hatte sie noch 7 Monate, und das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich hatte solche Angst wie noch nie in meinem Leben. Sie leiden zu sehen hat mir so weh getan. Ich war so oft bei meinen Eltern, wie ich nur konnte und habe für sie getan, was in meiner Macht stand und mir doch gewünscht, ich könnte noch viel mehr für sie tun.
Ich habe geglaubt, wenn sie stirbt, würde ich wochenlang nur heulen und nichts mehr hinbekommen.
Aber so war es nicht. Ja, ich habe manchmal geweint, aber niemals aus so tiefer Seele wie während ihrer Krankheit. Damals habe ich auch hier im Kompass geschrieben. Ich dachte, ich bin nicht normal. Ich war von mir selber schockiert. Ich habe geglaubt, dass ich meine Mutter vielleicht doch nicht so sehr geliebt habe, wie ich immer glaubte, weil ich so wenig geweint habe. Und weil ihr Tod mir nicht halb so weh tat, wie ich mir immer vorgestellt habe. Und weil ich viel weniger traurig war.
Aus meiner heutigen Sicht weiß ich es aber besser:
Sie leiden zu sehen war für mich viel schlimmer, als sie schließlich zu verlieren.
Nichts konnte so schlimm sein wie ihr Leiden – nicht einmal, dass sie nun nicht mehr bei mir ist.
Bei dir kommt noch hinzu, dass du viele Jahre mit der Krankheit deiner Mutter gelebt hast und für sie da warst. JETZT kümmerst du dich um DICH, bist aktiv... so wie du es lange Zeit vorher nicht sein konntest. Das ist nunmal so, und es hat nichts damit zu tun, dass du deine Mutter nicht vermisst oder so.
Deine Liebe zu ihr hat sich in den vielen Jahren gezeigt – du musst sie jetzt nicht an Tränen messen!

Liebe Grüße!
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