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Alt 24.01.2002, 17:54
Gast
 
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Standard Ich lebe noch!

Liebe Hermine,
dazu ist das Forum ja da, daß man eben auch die negativen Gedanken loswerden kann und verstanden wird. Tu ich ja auch, wenn es mal passiert. Wenn die Menschen (so wie auch ich) Dir sagen, Du sollst positiv denken, ist das sicherlich nicht als Kritik oder Ermahnung ´zu verstehen, sondern als Aufmunterung. Ich habe auch nicht das Gefühl, daß Du schwach bist, sondern eher realistisch, und das ist doch in Ordnung. Was heißt, daß Du 5 Jahre ohne Befund leben mußt. Heißt das, daß vorher keine Untersuchung und kein CT gemacht wird? Das fände ich sehr seltsam und das würde mir auch Angst einjagen.
Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich habe nicht sehr oft Angst. Nachdem ich die erste, große Angst überwunden hatte, und die hatte ich vor der Diagnose, mir selbst war nämlich klar, daß es Krebs ist, geht es mir mental die meiste Zeit gut, eben weil es mir auch körperlich nicht so schlecht geht. Ich kann mich nicht körperlich anstrengen und bin eben leicht ermüdbar, aber da kann ich mit leben. Es ging mir vorher wesentlich schlechter, weil man meine Gelenkentzündungen nicht diagnostizieren konnte (eine Nebenerscheinung des Tumors) und ich nie schmerzfrei war, nicht einmal nachts. Das war sehr zermürbend. Ich nehme jetzt Kortison, bin aber schon von 20 mg auf 5 mg runter (nach Rücksprache mit meinem Hausarzt, nicht mit dem Onkologen) und meinen Gelenken geht es gut. Angst bekomme ich meistens nachts, wenn es mir nicht gutgeht. Aber darüber kann ich mit jedem aus meinem Umfeld reden und dann nimmt mich auch jeder in den Arm. Mein Partner hat sich anfangs schwergetan, sich mit der Diagnose auseinanderzusetzen und hätte das Ganze am liebsten verdrängt. Ich habe ihn aber nicht gelassen und mittlerweile kann ich auch mit ihm über alles reden. Ich muß aber dazusagen, daß mich die Krankheit nicht 24 Stunden am Tag beschäftigt. Ich lache für mein Leben gern, und das tue ich auch nach wie vor. Es kommen natürlich auch die traurigen Momente, besonders, wenn ich im Forum war, aber da kann ich mit ihm und mit meinen Kindern auch immer drüber reden. Mittlerweile fragen sie immer schon namentlich, was die einzelnen so machen und wie es ihnen geht. Sie wissen, daß das Forum mittlerweile zu einem wichtigen Teil in meinem Leben geworden ist und finden das gut. Ich finde es so traurig, daß Du bei Deiner Familie da an Grenzen stößt. Zuwendung brauchen wir alle und in unserem Fall auch manchmal ein bißchen mehr.

Ich finde es ja toll, daß Du es geschafft hast mit dem Rauchen aufzuhören und verstehe total, daß Dich die Lust darauf immer noch quält. Ich arbeite noch daran. Das ist meine Inkonsequenz, und ich habe auch wirklich ein schlechtes Gewissen deswegen. Das muß ich eben auch noch schaffen.
So, Hermine, fühle Dich jetzt von mir ganz fest gedrückt und getröstet und mach weiter wie bisher, dann kann es gar nicht schiefgehen.Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute. Kathi
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