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Alt 13.04.2010, 21:04
Nietzsche Nietzsche ist offline
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Standard AW: MRT und PET sehr unerfreulich...

Hallo Rosalisa und Petra, Andorra97, Birgit und Auntie Little!!!

Schön, daß ihr mich hier wieder empfangt!!!

Nun bricht meine letzte Woche an, und im Rückblick auf die erste Woche erkennt man doch, wie man sich so stimmungs- und kräftemäßig verändert hat...tagsüber schlafe ich mittlerweile gut ...aber nachts...

Hm, Rosalisa...Du gibts mir Rätsel auf... ich und ein Jahr ÄLTER??? Wo glaubst Du an solch brisante Daten gekommen zu sein...ich pflege es allgemein nicht, sensible Daten dieser Art bekannt zu geben noch mit meinem Alter anzugeben oder sogar mitzuteilen, daß ich mich nun in der Tat um gefühlte drei Jahre jünger fühle...die Feier war ganz nett, im kleinen Kreis von Familie und Bekannten. Blöd nur, daß sie in der Klinik ihren Anfang nahm! Vielen Danke für die Glückwünsche!

Ja, nachdem ich mir das Leben und die Welt seit Auftreten der Krankheit mit so etwas wie einem Blick von der anderen Seite des Lebens ansehen kann, hat sich meine Einstellung dem Leben gegenüber radikal geändert. Vor allem materielle Interessen sind in den Hintergrund getreten und ganz verblaßt...oder mußten dies, da die Grundsicherung einen eh nicht mehr sehr vermögend werden läßt...und man sich von Vermögen nicht in jedem Fall wieder gesund kaufen kann...in gewisser Hinsicht ist dies eine heilsame Erkenntnis.

Erhält jemand am Arzttisch sitzend von jetzt auf gleich eine vernichtende Diagnose übermittelt, von der man nie ausgegangen war, daß sie einen auch mal selbst betreffen könnte, fällt man sicher in ein tiefes Loch, hat nichts, an dem man sich festhalten kann und vieles, was einem mal viel bis alles bedeutete, hat plötzlich mitunter jeglichen Wert verloren...
Was nützt noch ein angenommenes Haus in Südfrankreich, wenn man es nicht mehr abbezahlen kann, der Ferrari, wenn man ihn nicht mehr fahren darf, und der akademische Grad, an dem man sein halbes Leben lang gearbeitet hat? (der muß selbst noch in der Sterbeanzeige herhalten...am liebsten würde man seine gesamten irdischen Errungenschaften mit ins Jenseits oder sonstwohin nehmen...aber sie enden schlußendlich in einer Zeitungsanzeige...vielleicht lasse ich mich einfach nur als "Mensch" titulieren, wenn es mal soweit ist...klingt bescheiden...aber fast schon wieder provozierend...aber das werde ich anderen überlassen...)

Manchmal könnte man denken, das Leben sei eine Einbahnstraße: im Kindergarten schon Englischunterricht, auf weiterführenden Schulen mindestens 1 Instrument erlernen, 2 Schulklassen überspringen und einen Auslandsaufenthalt...Dasselbe gilt fürs Studium...also: mein Haus, mein Boot, meine Pferde, höher, schneller, weiter. Und die Parteien werben mit "Reichtum für alle", "Deutschland kann noch mehr"...und "Leistung muß sich wieder lohnen"...Amen....und schon ist man glücklich und zufrieden...
Aber es wird keinem vermittelt, in was oder wie man Halt finden kann, wenn eine Krankheit einem von jetzt auf gleich alles raubt, für was man bisher gelebt hat, was man sich aufgebaut hat...

Es wird wohl nur die Familie/Erziehung vermitteln können, wie man selbst wieder Halt findet, wenn einem die Krankheit manches nimmt...und sie kann helfen begreiflich zu machen, wie man mit Menschen umgeht, denen es so ergangen ist...ein wenig Aufklärung wäre von Nöten...

Schluß nun mit meiner kleinen "Kapitalismuskritik" (kritisieren gäbe es mehr)...aber manchmal muß ich mir immer wieder solche Gedanken machen...

Ja, meine Familie ist das wichtigste...aber noch sind nicht alle eingebunden. Meine Nichte und mein Neffe...meine Schwester will sie wohl noch schützen...vor mir? Immer wenn ich in Kliniken lag, mußte ich runter ins Café kommen und dann hieß es: ich mache da Urlaub...und das konnte schon mal zwei Monate am Stück sein...Für die beiden muß ich der ewige Urlauber sein...natürlich kann und ich will ich meine Schwester nicht dazu bringen, zur Überbringerin einer Hiobsbotschaft zu werden. Und an mir ist es auch nicht, Kinder aufzuklären...ich werde das Thema mal ansprechen...sie fragen, wie das weitergehen soll...
Meine knappe Handvoll Freunde im Hintergrund sind nicht zu verachten...so kann ich einer Krankheit schon sehr bestimmt entgegentreten...

So, ich werde nun mal langsam beginnen, mich vor der schlaflosen Nacht zu fürchten...

Alles Gute und liebe Grüße, Jürgen
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