Einzelnen Beitrag anzeigen
  #58  
Alt 30.06.2002, 18:31
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Hallo Brigitte,
dass stimmt schon, dass man gerade in Ausnahmesituationen zu Dingen fähig ist, die man garnicht vermutet hat, man lernt auch an sich selbst halt immer neue Seiten kennen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mal aus Gefallen mit einer Freundin bei einem "Wahrsager" war, so ein richtig komischer Kauz, keine Zähne, dreckige Fingernägel usw., der wohnte auf einem Bauernhof, er hatte einen kleinen Vorraum in dem 5 Leute sassen, man kam ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass diese Leute so eine Art Therapie bei ihm machten. Er sagte seine Vermutung voraus und sie lebten danach. Gut nun waren wir dran, meine Freundin bat mich mit reinzugehen, er sagte ihr Sachen voraus, die nachher eintrafen, aber bestimmt halt eben aus dem Grund, weil sie danach suchte. Meine Neugierde siegte und ich sagte mir was haben ich zu verlieren, bei mir ist ausser die Vorhersage, dass ich in dem nächsten Jahr eine OP vor mir hätte nichts eingetroffen. Gut ich kam ins Krankenhaus wegen einer Gallenblasen-OP, aber ich hätte sie nicht machen lassen müssen, meine Gallenblase war zwar voll von Steinen, aber bis 2 Wochen vorher wusste ich nichts davon, später habe ich micht gefragt, habe ich jetzt die OP machen lassen, weil er es mir vorausgesagt hat oder weil ich es so gewollt habe. Es ist schon so, wenn man für solche Diagnosen empfänglich ist, siegt der Kampfgeist oder halt eben die "Leichtgläubigkeit".

Aber es ist auch schrecklich, wie schnell alles gehen kann, im Moment habe ich das Gefühl ich ziehe auch alles an. Mein Sohn ist letzte Woche vom Baum gefallen aus ca. 2,5 m Höhe und ist auf den Rücken gefallen, er schreit meistens sofort los, aber es war ganz still, dass war so erschreckend, dass ich losgeschriehen habe, um ihn aus der Reserve zu locken. Es war wohl nur der Schock der ihn nichts sagen liess, dann fing er an zu schreien und meine Freundin und ich haben sofort seine Beine bewegt und ausser ein paar Prellung ist alles gut gegangen, aber in solchen Momenten fragt man sich doch immer wieder, meine Güte es können Sekunden über Dein Leben entscheiden oder das der Anderen und ich stand daneben und konnte nichts tun.
Das ist es ja auch, um noch einmal auf die "Pflicht" zurückzukommen, man hat dieses Zeitlimit vor Augen und man meint es ist noch soviel zu tun, aber man kann die Uhr nicht zurückdrehen und für das Eigentliche hat man gar keine Zeit, man steht unter Druck.

Das Theaterstück war super schön, haben sogar eine CD aufgenommen und zum Verkauf angeboten, war der Renner obwohl ich ja sagen muss, es ist halt sehr kindgerecht und man ist sich ja selbst sehr fremd, wenn man sowas hört, aber man entdeckt gerade bei solchen Dingen auch Seiten an sich, die man nicht kannte. Vor 100 ten vor Leuten zu stehen und zu singen und zu spielen (als absoluter Laie) ist schon eine Herausforderung und ich bin schon froh, wenn keine "Eier und Tomaten" fliegen, würde schon sehr am "Selbstbewusstsein" kratzen. Und das Lachen werten wir jetzt mal eher als Anlachen, nicht als Auslachen. Unsere Männer halten uns zwar für etwas "na ja wollen wir mal sagen" ü-ü im Kopf, aber Hauptsache die Kinder haben Spass.

Vielleicht fehlt das Kängeruh auch nicht so ganz, immerhin gab es mal ein Serie -Mathilda, glaube ich hiess das Kängeruh- und dass hat auch wie wild geboxt. Also finden wir für jeden noch das passende Tier, obwohl die es bestimmt in vielen Sachen wesentlich einfacher haben, manchmal ist unser Verstand nicht nur eine Bereicherung.

Übrigens manchmal ist es schon wirklich zum heulen, meinem Vater geht es stimmungsmässig besser und erzählte mir jetzt von einem Bekannten, wie schwer dieser es getroffen hat, weil er eine Niere wegbekommen hat, weil er auch Krebs hat, ihm ginge es zwar gut, aber ihm (also meinem Vater) bliebe ja die OP erspart, er würde ja durch die Bestrahlung wieder fit werden. Leider ist es so, dass keine OP nützen würde 1. Kommt man nicht an die Stelle und 2. ist der Tumor nicht operabel.
Wir wissen was das heisst, aber er weiss garnicht so richtig worum es geht, wir lassen ihn in den Glauben, solange es so gut läuft, was sollen wir sein "normales" Leben vermiesen, auch wenn es noch so viel zu klären gäbe.
Schönen Wochen"anfang"
Michaela
Mit Zitat antworten