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Alt 31.03.2014, 15:31
Charl0tte Charl0tte ist offline
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Standard AW: Hormonelle Umstellung nach Ovarektomie

Hallo liebe Uli-Wuli,

willkommen hier, auch wenn es kein schöner Anlass ist. Es ist super, dass Du Dir schon im Vorfeld genaue Informationen über die Konsequenzen holst. Diese sind bei einer Eierstockentfernung leider ziemlich einschneidend. Natürlich erlebt es jede Frau anders, und es gibt wie bei jedem medizinischen Thema wohl kein Schema F nach dem es ablaufen 'muss', deshalb berichte ich Dir einfach, wie es mir erging mit der Hormonumstellung. Du hast sicher stabilere Ausgangsbedingungen, weil Du - wenn ich es richtig verstehe - die Eierstöcke vorsorglich herausnehmen lassen möchtest. Daher wird die OP sicher bei weitem nicht so belastend sein, wie bei den Frauen (bei mir auch), die Eierstockkrebs haben. Die Hormonumstellung kommt bei uns einfach noch 'oben drauf' als Sahnehäubchen.

Im Detail: meine OP war im Oktober 2012 (FIGO 3 C), und erst jetzt nach bald eineinhalb Jahren, so seit 6 - 8 Wochen lassen die Schweißausbrüche (es sind bestimmt so 40 bis 50 an der Zahl am Tag + Nacht) nach. Ich hatte dauernd das Gefühl zu miefen und das Bedürfnis, mich zu waschen. In der Handtasche trage ich seit langem einen Fächer bei mir, weil ich dann sofort (!) eine Abkühlung brauche und ja nicht immer ein Klo in der Nähe ist. Noch schlimmer als die Schweißausbrüche finde ich, dass ich die sexuelle Lust zu 90 % verloren habe. Wenn ich jetzt die Nähe meines Mannes suche, dann eher wegen Zärtlichkeit, aber nicht unbedingt Sex. Es hat sich mit der körperlichen Erholung nach der OP ein klein wenig gebessert, aber es ist wie es ist, ich fühle mich nicht mehr als vollständiges sexuelles Wesen. Das muss ich klar aussprechen. Und ich habe wirklich einen verständnisvollen, liebevollen und zärtlichen Ehemann.

Die Scheide wird deutlich empfindlicher, Schleimhaut hier deutlich weniger feucht, sie wird dünner. Ohne Gleitmittel (oder Spucke - die Not macht erfinderisch) geht nicht so viel!

Auch die Psyche leidet. Ich bin in den letzten eineinhalb Jahren oft gereizt, sehr schwankend in der Stimmung gewesen, was an sich auch eine Belastung ist, leider nicht nur für Dich, sondern für Dein ganzes Umfeld. Das lag sicher zum Teil auch an meiner Diagnose, aber eben auch an den ganz konkreten Symptomen durch den Verlust der Eierstöcke.

Sorry für die deutlichen Worte, aber ich finde es wichtig, ehrlich zu Dir zu sein. Wir sind hier natürlich hauptsächlich Krebsbetroffene und es mag manchem als vernachlässigbar erscheinen, ob man noch lustvollen Sex haben kann, oder sich als 'vollwertige' Frau fühlt, wenn man doch noch lebt!?!? Aber in diesem Noch-Leben sollte ja gelegentlich auch etwas Lustvolles stattfinden, oder? Es ist eine super-schwierige Entscheidung, die Du da zu treffen hast. Statistiken sind nur Statistiken, sie sagen nur etwas über ein Kollektiv aus, nicht über D I C H ganz persönlich.

Wenn ich mich zu einem Ratschlag (Ratschläge sind bekanntlich auch Schläge ...) durchringen würde, dann: horch tief in Dich hinein, was sich für D I C H richtig anfühlt, denn D U wirst mit den Folgen leben müssen, und natürlich Deine Familie.

Ich wünsche Dir viel Zeit und Ruhe für eine für D I C H richtige Entscheidung. Hab' Dir auch noch zusätzlich eine kurze private Nachricht gesendet.

Ach, Du hattest ja auch gefragt, wann die Symptome einsetzen: meiner Erinnerung nach war das wenige Wochen nach der OP! Aber auch das ist sicherlich höchst individuell. Bestimmt wirst Du hier noch weitere Rückmeldungen erhalten.

Liebe Grüße
Charl0tte

Geändert von Charl0tte (31.03.2014 um 15:41 Uhr) Grund: vertippt
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