Thema: Mutter
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Alt 21.09.2001, 16:36
Gast
 
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Standard Mutter

Hallo, Axel!
Wahrscheinlich hat sich der (sorry) bescheuerte Professor nur blöd ausgedrückt und meinte mit den 5 Jahren die 5 Jahre Heilbewährung, und nicht wie du es vielleicht unter Schock stehend verstanden hast die Überlebenszeit deiner Mutter. Die 5 Jahre Heilbewährung sind ein rein statistischer Wert, der z.B. auch und gerade für die Gewährung der MdE, sprich Minderung der Erwerbsfähigkeit, gilt. Bei brustoperierten Frauen liegt diese MdE bei 50-60% Schwerbehinderung. Deshalb bekommen wir auch gleich einen Schwerbehinderten-Ausweis. Den sollte deine Mutter auch gleich beim Versorgungsamt beantragen, wenn sie es nicht schon getan hat. Dies hat unter anderem auch steuerliche Vorteile.
Mein Professor hat auf meine Frage, ob denn meine Schmerzen und Beschwerden nach der Brustamputation auch mal nachlassen oder wieder weggehen geantwortet:
In drei Jahren reden Sie da nicht mehr von!
Nach der Bemerkung habe ich unter Schock stehend gedacht, ich hätte auch nur noch 3 Jahre zu leben. Ich habe dies meiner Frauenärztin erzählt und die meinte auch, der Herr Prof. habe sich da wohl ein bißchen blöd ausgedrückt.
Bei der Tumorgröße von 1 cm ist, wenn die Nachsorge ordentlich und konsequent durchgeführt wird, die Überlebenschance sogar sehr hoch. Mein Tumor war 3,5 cm groß und ich habe mit 44 Jahren beschlossen, das dies jetzt erst die Lebens-Halbzeit für mich ist. Du siehst, ich will mindestens 88 Jahre alt werden.
Aber es stimmt, zu den Vorsorgeuntersuchungen gehe auch ich immer mit Magensausen und extrem hohen Blutdruckwerten hin. Das ist wohl psychologisch bedingt und selbst durch Händchenhalten von wem auch immer nicht zu beseitigen.
Wichtig ist bei den Arztgesprächen: sich vorher die zu stellenden Fragen aufschreiben, ruhig mit dem Zettel in der Hand den Arzt befragen. Am besten einen weiteren, neutralen Begleiter mitnehmen und sich auch nicht durch die Aufforderung der Ärzte abschrecken lassen, man wolle nur mit der Patientin alleine reden (Ärzte mögen bekanntlicherweise nicht gerne Zeugen für ihr Tun, denn dann könnte man ihnen ja unter Umständen ja auch mal einen Fehler nachweisen!). Und sich vorher im Internet - wie z.B. hier - oder in der Fachliteratur schlau machen, z.B. im Brustbuch von Susan Love, DTV-Verlag, 24,90 DM (hat mir sehr viel geholfen, denn Wissen bekämpft die Grundangst). Der Arzt soll ruhig merken, daß du Ahnung hast. Denn erst dann wird er dich und deine Mutter als mündigen Patienten akzeptieren. Und das ist meiner Meinung nach ganz wichtig.
Darüber hinaus sollte deine Mutter vor Ort mal eine Selbsthilfegruppe aufsuchen, das hat mir z.B. sehr geholfen und dort werden immer die neuesten Informationen über Medikamente und Therapien ausgetauscht. Die mitbetroffenen Frauen können deiner Mutter auf ganz andere Art und Weise noch zusätzlich den Rücken stärken. Und wenn sie mal ganz down ist, kann sie sich dort auch mal ausweinen, was sehr wichtig ist.
Du siehst, nach 2 Jahren Anlaufzeit haben sich doch so einige Tipps und Tricks zusammengefunden. Ich lasse mir auch von den Ärzten nicht mehr alles auf die Nase binden und komme daher jetzt ganz gut mit meiner immer noch unterschwellig vorhandenen Angst klar.
Ich hoffe, du kannst deiner Mutter mit diesen Anregungen vielleicht etwas mehr Mut machen. Es besteht wahrlich kein Grund, den Kopf hängen zu lassen.
Herzliche Grüße von Monika :-))
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