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Alt 30.05.2002, 20:45
Gast
 
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Standard Künstliche Ernährung nach Speiseröhrenentfernung

Hallo. ich schreibe als Angehörige. Bei meiner Mutter (71Jahre) wurde im Januar 2001 Speisröhrenkrebs festgestellt und seitdem gibt es nur noch "kleine Chemo, große Chemo usw." Der Tumor (amÜbergang vom Magen zur Speiseröhre) hat sich gut zurückgebildet und so ist sie von inoperabel auf operabel gestiegen. Leider! Im August wurde die Speiseröhre entfernt, die Rückführung sollte nach 6 Wochen gemacht werden. Dabei stellte man Metastasen im Bauchraum fest und hat einfach "zugenäht". Seitdem wird meine Mutter künstlich ernährt und die Chemos gehen weiter. Seit Ende April eine kleine Pause bis Anfang Juli. Die künstliche Ernährung ist der Hammer. Sie läuft zusammen mit der Gabe von Tee ca. 20 Stunden. Der Beutel platzt ständig. Ich selbst wohne als Älteste von 3 Schwestern ca. 600 km
weit weg und bin so froh, daß meine jüngste Schwester (33J.) bei meinen Eltern wohnt. Sie ist berufstätig und wird von meinem Vater bei Bedarf (also oft) geholt. Zwischenzeitlich mußte meine Mutter eine Zusatzernährung aufgrund von Gewichtsverlust bekommen, die überhaupt nicht funktionierte. Der Schlauch hat sich spätstens nach 12 Stunden verabschiedet und die Pflegedienste sehen sich außerstande, zu helfen. Unser Hausarzt wird dann als Autodidakt tätig, da auch für ihn das Ganze ein Novum ist. Im Forum lese ich von vielen starken Menschen und hierfür meine Bewunderung. Nach all der Zeit muß ich feststellen, daß meine starke Mutter (et kütt wie et kütt und das ist gut so) kaum noch reagiert, ständig motiviert werden muß und hauptsächlich das Bett hütet. Der Kreislauf ist natürlich schlapp,schlapp. Sie bekommt Tropfen, die diesen ständigen Würgereiz reduzieren sollen und die machen müde. Also wieder Essig mit der Motivation. Sie hat noch nie viel von sich mitgeteilt und das macht es jetzt doppelt schwer zu beurteilen, wie es ihr geht. Gealtert ist sie zumindest um Jahrzehnte.
Für mich der Hammer ist, daß der kompetente und sehr freundliche behandelnde Arzt in Essen meinte, sie solle ein völlig normales Leben führen und einkaufen, spazieren. Die Realität sieht ganz anders aus und sie tut weh. Irgendwann habe ich beschlossen, nur noch in die Zukunft zu blicken, sonst ist die ganze Familie fertig mit der Welt und das nutzt keinem.
Ich würde so gerne wissen, ob es noch Menschen gibt die genauso leben. Wir fühlen uns da ziemlich alleine.
Über eine klitzkleine Antwort freue ich mich sehr! Sorry für Chaos-text. Mit Dank Gabi
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