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Alt 28.06.2002, 16:22
Gast
 
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Standard Meine Gedichte und Gedanken

Liebe Petra, liebe Li, liebe Susanne

Danke für Eure Einträge in meinem Gästebuch. Zum Thema Traurigkeit oder Verzweiflung möchte ich fragen: Haben wir das nicht alle, diese Gefühle, die manchmal ganz aus dem Nichts hochkommen oder auf einen bestimmten Anlass hin? Ich glaube, es ist falsch zu denken, immer stark sein zu müssen um dem Krebs zu trotzen. Unser Kampf muss vielmehr ehrlich sein, auch ehrlich zu uns selbst.Es würde nichts bringen, die Traurigkeit stets zu verleugnen und gegen aussen mutig zu wirken. Schlimm ist es erst, wenn wir alles, wirklich alles nur noch schwarz sehen auf ganz lange Zeit, wenn bei gar nichts mehr auch nur ein Hauch von Freude aufkeimt.
Zuerst kannten mich nur die Besucherinnen von Susannes Gästebuch im Krebs-Kompass, wo ich einige meiner mutigen Gedichte mit ihr teilte, weil sie dort so prima hinpassen. Sie sollen eines Tages auch auf meiner Seite stehen, doch es war mir ganz wichtig zu zeigen, dass ich nicht immer nur mutig bin - das ginge gar nicht.
Es war mir wichtig zu zeigen, dass ich wie wir alle, grosse Nöte aushalten musste, verzweifelt war und voller Angst im Gedanken an die Zukunft und im Leben der Gegenwart. Darum habe ich auf meiner Seite mit den eher schweren Themen begonnen, mit den Stationen, die wir alle zu Anfang unserer Erkrankung durchmachen, mit der Diagnose, der Therapie, den Nebenwirkungen. Das sind wohl nicht wirklich erbauende Gedichte und Gedanken, aber sie gehören unbedingt dazu, sie sind die Vorläufer dessen, was Ihr in Susannes Gästebuch schon mal probelesen könnt, wenn Ihr das möchtet. Ich bezweifle, dass ich ohne diese schweren Erfahrungen jemals in der Lage gewesen wäre, so viel Glück in jedem Schrittchen der Besserung zu empfinden.
Und wo, wenn nicht auf dieser Plattform sollten wir ehrlich zu unsern Gefühlen stehen können. Die Welt draussen ist doch allzu oft nur zu dankbar, wenn wir auf obligate Fragen nach dem Befinden, mit Danke,gut antworten, auch wenn es innen ganz anders aussieht.
Im Moment kann ich diese Frage so ganz ehrlich beantworten mit einem Strahlen im Gesicht, das zwar alle sehen können, aber nur jene wenige da draussen wirklich verstehen. Es sind dies meine Freunde, die den Weg durch das dunkle Tal, teils über Jahre mit mir gingen, die gestützt haben und Tränen getrocknet, die mich gehalten haben, mit mir geweint haben und vieles, vieles Schwere mehr.Sie allein können den Wert meines Wohlbefindens ermessen und auch jenen ihres eigenen.

Für heute komme ich zum Ende. Ich wünsche Euch allen ein gutes Wochenende und am 3. Juli, liebe Susanne, denke ich ganz fest an Dich!

Alles Liebe wünscht Euch allen

Ladina
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