Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 03.08.2004, 15:23
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Umgang mit dem Tod....

Meine liebe Caro !
Du weißt, daß meine Schwester unheilbar krank ist und was sie hat.
Sie lebt seit ca. 20 J. mit der Gewißheit, daß sie von nu auf jetzt sterben kann. Ihre schlimmste Zeit war vor fast genau 2 Jahren; sie war 3 Monate lang den Toten näher als den Lebendigen. Insbesondere diese Zeit - und sicherlich auch die vergangenen Jahre - haben sie mental unheimlich stark gemacht. Sie genießt die Sonne, wenn die Blumen blühen oder eine schön duftende Blume. Sie sagte mir gestern am Telefon, daß sie sich auf Olympia freut, da sie vor 4 Jahren nicht wußte, daß sie nochmals Olympia sehen DARF ! Sie hat durch ihre Krankheit gelernt, sich auch wieder über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen. Sie hat keine Kinder und auch keinen Lebensgefährten; sie lebt für sich alleine. Zu ihrer engen Familie gehören nur Jarno, unsere schwerkranke Mom (im Pflegeheim) und ich !

Wie ich Dir schonmals schrieb,
ihre Liebe zum Leben, ihr unheimlicher Mut und ihr wahnsinniger Optimismus läßt sie nicht an sich, ihrer Krankheit und an Gott zweifeln. Das "WARUM ICH" gibt es für sie nicht. Sie hat irgendwie gelernt ihre scheiß Krankheit zu akzeptieren (ich noch nicht - mir fehlt diese Stärke).
Nachdem, kurz nach Jarno's Geburt, unser Papa starb und unsere Mom zu dem Zeitpunkt schon recht krank war, die Trauerfeierlichkeiten arrangiert. Dadurch bekam sie natürlich mit, was das für ein unheimlicher Kraftakt für die Angehörigen ist. Sie hat dann, als Therapie für sich, ihre eigene Beerdigung mit einem Bestattungsinstitut geplant. Für sie war und ist es hilfreich.
Wie Du Deine süße Maus darauf vorbereiten kannst, weiß ich nicht.
Ich wollte immer, daß Jarno weiß, daß er auch einen "Opa Wim" (meinen Papa) hat. Ich habe ihm erzählt, daß Opa Wim tot ist und jetzt als Engel im Himmel lebt. Das er tagsüber auf einer Wolke sitzt und auf ihn herunter schaut - nachts ist er der hellste Stern am Himmel und leuchtet für ihn, für Tante Andrea, Oma Hanni und mich. Sehen können wir ihn nicht - aber er sieht uns. Und wenn ich "sein Zeichen" für mich sehen möchte, dann fahre ich zum Friedhof zu seinem Grab. Das kann ich anfassen - da bin ich ihm ganz nah und wenn es leise ist, höre ich vielleicht auch seine Stimme ..... Er war mit mir zwischenzeitlich auf dem Friedhof und hat mit dem Grabstein "gesprochen".

Sollte meiner Schwester etwas passieren, möchte ich, daß er es soweit wie es für ihn zu dem Zeitpunkt möglich ist, auch versteht. Das sie dann auch ein Engel ist, im Himmel wohnt etc. ....
Aber es ist sicherlich noch etwas ganz anderes, wenn die eigene Mom gehen muß ....

Für Deine Maus zu leben - ist das nicht alles Leid und aller Schmerz wert ?? Sie liebt Dich genauso wie Du sie und sie braucht Dich noch sehr sehr lange. "Benutze" sie als Optimismus-Bringer, bringe sie zum Lachen, Schnupper an ihren Haaren und an ihrer Haut,
daß sich Dein Herz und Dein Geist an ihr erfreuen kann und das sich Deine Kräfte und Deine Psyche mobilisieren können.
Caro, ich kann nicht nachvollziehen was Du alles körperlich und seelisch durchmachst - ich kann "nur" als Angehöriger fühlen. Vertreibe irgenwie Deine düsteren Gedanken - sie reißen Dich zwangsläufig runter und dann wird's nur schlimmer.

Einen lieben Gruß von meiner Schwester und

Angie
Mit Zitat antworten