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Alt 23.09.2010, 08:29
paradoxxx paradoxxx ist offline
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Standard AW: Knochenmetastasen nach Nierenkrebs

Hallo zusammen,

also ich versuch mal mehr Infos zu geben:

Vor 3 Jahren wurde der Krebs in einer Niere diagnostiziert und diese Niere entfernt. Während der OP gab es Komplikationen aufgrund seiner kaputten Herzklappe (Vorhofflimmern), er musste reanimiert werden. Ansonsten verlief die OP gut.
Es gab danach keine Chemo o.ä. nur die "normale" Nachsorge mit regelmässigem Bluttests. OHNE REGELMÄSSIGE CTs.

Im April diesen Jahres wurden Auffälligkeiten im Bluttest entdeckt (erhöhte Krebsmarker) und das dann folgende CT lieferte das Ergebnis: Zahlreiche Lungenfiliae und einzelne Lymphknoten im mittleren Mediastinum.
Der restliche Torso und die Knochen waren zu diesem Zeitpunkt ohne Auffälligkeiten (laut Bericht).

Da für alle beteiligten eine OP der Lunge nicht in Frage kam entschied man sich für eine "Behandlung" mit grünem Tee und Iscador, welches regelmässig von meiner Mutter verabreicht wurde. Ein Bekannter (Allgemein Medizin) gab ihm zu dieser Zeit nur noch wenige Wochen zu leben =( .

Ende August sollte die Kontrolle der Lungenfiliae erfolgen, das Ergebnis: Kein Wachstum der vorhandenen und keine Neubildung von weiteren Filiae. DIE BESTE NACHRICHT DES JAHRES, wir waren alle sehr glücklich!

Ungefähr zur gleichen Zeit klagte mein Opa aber über Schmerzen im Rücken und Beckenbereich, was zunächst nur mit Schmerzmitteln therapiert wurde, da man von "normalen" Rückenschmerzen oder Bandscheibenvorfall ausging und zuerst abwarten wollte.

Die Schmerzen wurden allerdings immer schlimmer und letzte Woche (15.09.) wurde mein Opa vom Hausarzt ins KH eingewiesen um "alles abzuklären was die Ursache sein könnte". Einen Tag später wurden dann mehrere Knochenmetastasen im Becken-/Schambereich festgestellt. Therapie soll durch Navarex, Bi-Phosphonat und Bestrahlung erfolgen.

Die letzten Tage waren dann eine Katastrophe, die Veränderungen in den letzten 7 Tagen sind gelinde gesagt schrecklich.
Meine Mutter hat ihn ins KH gebracht, er ging selbstständig, zwar zum Teil mit Stock/Rollator wegen den starken Schmerzen, er aß 3 gute Mahlzeiten am Tag und trank von selbst genug am Tag.

Seitdem er im KH ist wird seine Schmerzmitteldosis immer weiter erhöht und mit jedem Besuch wird er abwesender. Meine Mutter (Arzthelferin) meint viel schlimmer als die Methadon-Patienten in deren Praxis.
Ich verstehe nicht wieso nicht mit der Therapie begonnen wird, das ist doch das einzige was die Schmerzursache bekämpft, die Medikamente bekämpfen doch nur die Auswirkung des Krebs? Eine zufriedenstellende Antwort dafür gab es bisher von keinem auf der Station.

Bis auf dass er sich in diesem Dämmerzustand befindet, scheint er alles mitzukriegen und zu merken. Er erkennt jeden der von uns ins Zimmer kommt (namentlich !), weiss welcher Wochentag ist, dass mein Bruder am Freitag Geburtstag hat etc..
Er beobachtet alles was um ihn passiert aufmerksam, wenn er nicht grade wieder abdriftet, aufgrund der Schmerzmittel, so zum Beispiel wie meine Mutter ein Bild mit guten Wünschen aufhängte das von allen Nachbarn unterschrieben wurde, er beobachtete alle Vorgänge des Aufhängens und starrte danach lange auf das Bild um alle Details zu erfassen.
Wenn man ihm positive Ereignisse berichtet lichtet sich auch seine Miene, nicht dass er lacht, aber er wirkt fröhlicher.
Auch kleinere Fragen konnte er beantworten, nur das sprechen fiel ihm immer sehr schwer.
Durch die Medikamente ist es ihm allerdings nicht mehr möglich selbstständig zur Toilette zu gehen und auch das Heben der Tasse und des Essbestekcs ist ihm nicht mehr wirklich koordiniert möglich.

Und nur mal zu meiner Beruhigung, alle diese schrecklichen Auswirkungen können doch nicht von dem Knochenkrebs kommen? Es liegt doch an den Medikamenten, oder? Und im besten Fall, wenn die Therapie ein wenig Besserung verschafft und die Schmerzmittel herunterdosiert werden können wird er wieder "normaler" ?

Es wurde uns jedenfalls vom KH geraten eine Pflegestufe zu beantragen und diverse Hilfsmittel für zu Hause zu beschaffen (verstellbares Bett/Matratze, Rollstuhl, Sitzkissen, Galgen, Katheter und Zubehör, ein stabilisierendes Korsett etc.), denn es ist gewollt/geplant, dass die Metastasen durch die Therapier kleiner werden bzw. absterben, dadurch soll der Druck vom Knochen genommen werden, was die Schmerzen deutlich herunterfährt. Dann kann auch die Schmerzmitteldosis reduziert werden. Er soll dann zu Hause palliativ begleitet werden, möglicherweise auch durch jemanden der ihn zu Hause pflegt, da meine Oma und Mutter das nicht ohne Hilfe schaffen würden.

Gestern gab es wieder eine Schocknachricht meiner Mutter: Er hinge jetzt an Schläuchen und wir würden ihn wohl verlieren.
Ich bin sofort ins Krankenhaus gerast, und was war passiert? Es wurde ihm eine zu große Dosis der Schmerzmittel verabreicht, nicht nur, dass nun auf ein stärkeres Schmerzmittel umgestellt und die Dosis erhöht wurde, es wurde zusätzlich ein Schmerzpflaster aufgeklebt.
Das zusammen war zuviel für seinen Körper => Atemstillstand.
Im wurde dann ein Mittel GEGEN die Schmerzmittel verabreicht und er wurde reanimiert. Er bekam eine Sauerstoffmaske, Herz und Lungenaktivität werden derzeit überwacht.

Gestern Abend ging es ihm etwas besser und heute morgen ist er wohl wieder ein bischen anpsrechbar.

Heute soll er erneut ins CT um die Bestrahlung NÄCHSTEN MONTAG zu beginnen.

Ich bekomme nachher alle Berichte/Blutuntersuchungen/Röntgenbilder und eine Zusammenfassung der Medikamente die er einnimmt wegen Herz und Diabetes. Ich werde dann einmal versuchen noch eine kompetente Meinung einzuholen.
Eine Verlegung ist derzeit, aufgrund seines Zustandes, wohl ausgeschlossen.

Achja, zur Zeit liegt er im städt. Klinikum Bielefeld Mitte, welches ja im Gegensatz zu anderen KHs in der Umgebung zumindest eine Onkologische Station und Strahlentherapie im Haus hat. Zuvor war er bei Herrn Dr. Düwel, ebenfalls in Bielefeld unmittelbar neben derm Krankenhaus, in Behandlung.

So erstmal wieder genug getippt, ich hoffe es macht sich jemand die Mühe und investiert die Zeit, mein ganzes Geschreibsel zu lesen

Gruß
Sebastian

Geändert von paradoxxx (23.09.2010 um 09:28 Uhr)
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