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Alt 18.03.2005, 23:06
Gast
 
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Standard Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,Kerstin und Briele !
Seit Beginn lese ich hier immer mit und ich möchte dir, Saphir sagen,dass ich aus ganzem Herzen mitfühle und an dich denke. Ich habe meine Mama auch durch die Krankheit begleitet und alle deine Ängste, Zweifel und dein Kummer waren auch die meinen. Es war so eine schwere, herausfordernde Zeit,aber sie war auch so unendlich wertvoll.Die Gespräche zwischen Mama und mir ,unsere Ängste,dem "Tod ins Gesicht zu schauen",aber auch unser Lachen und die Berührungen-alles ist so lebendig in meiner Erinnerung, als ob sie nicht schon seit 8 Monaten tot ist.Ich habe fast den Zeitpunkt übersehen,als Heilung unmöglich wurde und meine Mama sich damit abfand,ohne dies aber deutlich zu sagen. Plötzlich wollte sie aber keine weiteren Behandlungen mehr ,sondern nur mit mir und meinem Bruder im Garten sitzen beim Kaffee und reden. Ich war aber noch ganz mit Kämpfen beschäftigt, suchte nach alternativen Behandlungsmethoden und konnte nicht verstehen, warum sie weitere Chemos ablehnte.Ich bemerkte es zum Glück dann noch halbwegs rechtzeitig, dass die Zeit des Kämpfens für sie vorüber ist.Ich habe dann Hospizkarenz bei meinem Arbeitgeber beantragt und war innerhalb einer Woche beurlaubt.Ab diesem Zeitpunkt war auch für mich eine "andere Zeit" angebrochen.Mama und ich waren viel zusammen,wir saßen Stunden im Garten und redeten. Mama ließ ihr Leben nochmal an sich vorbeiziehen- ihre Freuden,ihre Enttäuschungen und ich konnte da sein,konnte ihr noch viele Fragen stellen und auch einen Konflikt zwischen uns bereinigen,der uns beide lange geplagt hatte.Mama war auch froh darüber, dass sie mir mitteilen konnte,wie sie ihr Begrängnis wollte,welches Foto wir nehmen sollten usw. Anfangs wollte ich am liebsten flüchten,wenn sie so sprach, aber irgendwann wurde ich ruhiger , "untätiger" und konnte wirklich "Da-Sein".Angst hatte ich trotzdem dauernd,mal bewußt,mal verdrängt,da war sie aber immer.Ich war mir nie sicher,ob mich meine Angst nicht daran hindern würde, auch bei ihrem tatsächlichen Sterben dabei zu sein.Trotzdem haben meine Mama und ich es geschafft, es gut zu Ende zu bringen.Als es bei ihr so weit war,war die Kraft bei mir auf einmal da,sie stand einfach neben meiner Angst und hat ausgereicht, um bei ihr zu bleiben.Jetzt hilft mir die Erinnerung an unsere gemeinsam verlebte Zeit( es war die intensivste Erfahrung meines Lebens) trotz Schmerz um sie und Trauer halbwegs gut weiter zu leben. Liebe Saphir, ich kann den Worten von Briele und Kerstin nichts mehr hinzufügen.Vielleicht nur soviel: wenn deine Mama kämpfen will, dann kämpfe mit ihr mit.( Hoffnung gibt es immer!)Wenn sie es aber nicht mehr kann und will, wenn sie direkt oder symbolisch vom Sterben spricht, dann wäre es gut,wenn du dich zu ihr setzen und ihr zuhören könntest,so oft du kannst.
Ich fände es schade,wenn du nicht mehr im Forum schreiben würdest- wenn´s für dich passt, bleib bitte da.


Liebe Briele und Kerstin,
wollte euch auch noch sagen,dass ich eure Briefe sehr schätze. Sie sind so hilfreich und -das meine ich so,wie ich es sage- weise !
Alles Gute für euch,
Alina
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