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Alt 02.11.2002, 23:37
Gast
 
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Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Anja,
hoppla, ich bin mit den Einträgen etwas durcheinander geraten. Der von 14.15 war mir entgangen. Ich versuch mal Euch zu folgen.

Auf den Begriff "Enttäuschung" bin ich nur wegen dem Fazit von Lillebrors link-Seite gekommen. Trauer trift es vielleicht besser, da könntest Du recht haben. Letztlich geht es mir nur darum, dass man Angehörigen nicht vorschreiben kann was sie zu fühlen haben, sie sind genauso individuell zu betrachten. Und empfinden vielleicht nicht immer dass, was ihr Umfeld für angebracht halten könnte. Das hängt ja auch davon ab in welcher Beziehung Angehöriger und Patient zueinander stehen.

Besonders gefallen hat mir glaube ich der Mensch Morrie, es muß toll sein so einen Lehrer zu haben, dem seine Studenten auch Jahre später noch was bedeuten und natürlich hat er eine tolle Art offen mit seiner Krankheit umzugehen.

Bei der Symbolsprache bin ich ganz Deiner Meinung. Es geht doch gar nicht darum das Gegenteil von etwas gesagtem zu deuten, sondern Botschaften in Sätzen zu erkennen, die man für vollkommen sinnlos halten könnte. "Niedliches Geplapper" oder eben ein "ich bin soweit, Du auch?". Nach meiner persönlichen Erfahrung tritt die Symbolsprache erst ein wenn ein "bewustes Sprechen" nicht mehr möglich ist. Kurz vorm Ende. Wenn man noch mit dem Patienten sprechen könnte, bräuchte man ja keine Symbolsprache, ich fürchte da fehlt Lillebror die konkrete Erfahrung. Beziehungsweise der Patient bedient sich der Symbolsprache weil er diese Dinge nicht in Worte fassen kann oder will. Zum Gespräch sollte man ihn ja nicht zwingen. Wenn er fähig wäre offen darüber zu sprechen, warum sollte er es dann in Symbolik verpacken? Außerdem deutet man das gesagte oft erst im nachhinein, man steht ja nicht mit einem "Sprachführer" am Bett und führt Gespräche in der "Sprache des Todes".


Hallo Lillebror,
Das Tor zu etwas Neuem. Genau, aber wie dieses etwas aussieht das weiß ich nicht. Es kann der Himmel sein oder die Hölle? Oder sofortige Wiedergeburt, vielleicht als Kaninchen? Wer weiß. Hast Du Faust gelesen? Der Tod als Möglichkeit das Universum zu verstehen. Chancen 50:50. Sehr verlockend. Aber es bleibt ein gewisses Restrisiko. Ich habe meine ganze Kraft darauf verwendet jemanden bis zur letzten Tür zu begleiten und ich weiß nicht ob ich den Rückweg ins Leben finde. Es erscheint mir im Moment verlockender die Tür zu öffnen, auch aus neugier. Das ist im Moment mein Notausgang, wenn nichts mehr geht, kann ich ihn immernoch benutzen.

Ich würde Dir also nicht die Polizei zur Rettung schicken, gerade weil ich an den Tod glaube, alles andere wäre ein Widerspruch, da hast Du recht. Wenn jemand wirklich sterben will kann und sollte man ihn nicht aufhalten. Man hat nicht das Recht dazu und man könnte demjenigen nicht von heute auf morgen ein lebenswerteres Dasein bescheren. Das heist aber nicht das ich hurra schreien würde wenn sich jemand umbringt. Zum Thema Selbstmord gibt es ein paar interessante Foren.

Ich weiß nicht warum es schäbig sein soll, sich ein Annehmen des eigenen Sterbens für sich selbst und Menschen die man liebt zu wünschen. Schließlich sterben wir alle früher oder später. Sollen wir alle bis zum Schluß gegen das Unausweichliche ankämpfen, warum? Was haben wir denn davon? Wird das Leben durch ständigen Kampf lebenswerter? Können wir dadurch ewig Leben?
Ich sehe ein loslassen nicht als Flucht. Im Gegenteil. Jemanden gehen lassen den man liebt ist das schwerste was es gibt. Hoffen ist viel einfacher. Verdrängen ist viel einfacher. Und zwischen dem was das Bewußtsein sagt und dem was das Unterbewußtsein glaubt ist ein riesiger Unterschied. Wenn jemand sagt, er hat die Hoffnung verloren, heißt das doch noch lange nicht das er den Tod akzeptiert hat.

Seine eigene "Nichtexistenz" kann man schlecht akzeptieren, das stimmt, aber ich glaube ja daran das es danach weiter geht, das die "Seele" weiter existiert, wo auch immer. Die Natur verschwendet nichts. Aber das man in der jetzigen Form nicht ewig existieren wird, das kann man schon akzeptieren.


Gruß Tanja
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