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Alt 23.05.2009, 02:57
metty75 metty75 ist offline
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Standard AW: Magenkrebs - wie sieht das Endstadium aus???

hallo zusammen!
in den letzten wochen hat die farbe gelb eine ganz andere bedeutung für mich. ich möchte euch meine letzten wochen mit meiner geliebten mutter hier erzählen.
die diagnose "tumor im magen" haben wir alle im august letzten jahres erhalten. aber was ist schon magenkrebs? nach den erfahrungen in unserer umgebung haben wir bis dahin nur positive ergebnisse dieser nahezu tödlichen krankheit gehört. dies machte uns, meiner familie guten mut und die therapie (erst chemo dann op) brachte uns keine grosse sorgen. uns war klar, die mama ist schwer krank aber wir hatten hoffnung. im november war die op und zum schrecken erfuhren wir, dass der magen komplett, ein teil der bauchspeicheldrüse, die milz und die neben-niere entfernt wurde. im dezember konnte meine mum dann ihre kur antreten. sie wollte auf keinen fall über weihnachten meinen papa und meine schwester alleine lassen. vielleicht hatte sie in ihrer hoffnung schon eine ahnung, es könnte das letzte weihnachten sein für sie. das sie sich in der kur dann prächtig erholt hatte, konnte man eigentlich nicht sagen.
der krebs war sehr stark in ihr am wuchern und die metastasen nahmen weiter ihren lauf. und war klar, für unsere mutter war es im prinzip schon längst zu spät. vor einem jahr klagte sie ständig über herzschmerzen usw. es war nicht ihr herz, denn dieses war bis zuletzt ihr "bestes" organ.
die kommunikation im krankenhaus zu angehörigen und patienten war äußerst mangelhaft und so holten wir uns einen termin beim chefarzt der station. mein vater meine schwester und ich erfuhren dann wie es um unsere mutter steht. zum bedauern, die letzten chemos (im februar und märz) hätte sie sich ersparen können denn es ging nur noch um die palliativ-medizin. zwei tage nach unserem gespräch kam meine mutter auf ein einzelzimmer. zuerst hieß es, man baut sie jetzt nach der chemo wieder etwas auf und dann können wir sie mit nach hause holen, um ihr dort noch ein paar schöne monate zu machen. leider kam es dazu nicht mehr.
die letzten zwei wochen begann mit demm bezug des einzelzimmers. im gegenteil zu den ärzten, konnten wir über das pflegepersonal nicht sagen. meine mutter fühlte sich sehr wohl in der umgebunug und es wurde auch ihrem willen entsprochen, dass mein dad jeden abend direkt neben ihr schlafen durfte. von dann an war immer einer von uns bei ihr und wir ließen sie nicht alleine. mein dad, meine ältere schwester und ich wechselten uns drei mal am tag ab um ihr das zu geben was wir für sie empfinden. liebe. sie war bettlegerisch und konnte sich nur sehr schwer selber helfen. ihr gewicht betrug schon seit längerer zeit nur noch 45kg. wir gaben ihr zu trinken (am tag ein halbes glas wasser). wenn sie auf was lust hatte, haben wir es mitbegracht auch wenn sie nichts oder nur ganz wenig davon wollte. gegessen hatte sie eh schon seit längerer zeit nichts mehr. die erste zeit im einzelzimmer war sehr hart denn sie leidete. sie konnte nicht abhusten, sie hatte immer wieder das gefühl brechen zu müssen. sie hatte keine kraft mehr um diese dinge normal über sich ergehen zu lassen. wir waren im prinzip genau so hilfslos wie sie selber. das alles hat sehr weh getan und ich empfinde dieses leiden immer noch als das schlimmste ereignis in dieser geschichte. es war meine mutter. sie hat mich auf die welt gebracht. sie hat soviel dazu beigetragen aus mir (hoffentlich) ein menschliches wesen zu machen.
zum thema aufklärung: es wurde uns nahegelegt über "das ende" mit ihr zu sprechen. am besagten 05. mai was gleichzeitig auch der 44. hochzeitstag meiner eltern ist, haben wir mit ihr gesprochen. sie sagte wie sie beerdigt werden wollte, was sie gerne tragen möchte und wen wir alles zum kaffee einladen sollen. meine mutter hat bis zu diesem zeitpunkt nur an uns gedacht. sie hat getrunken um uns zu beruhigen. da meine mutter noch immer voll verstand war hat sie uns an dem tag gedankt für unseren dienst und unsere liebe. es war das erste mal, dass sie, mein vater, meine schwester und ich gemeinsam an ihrem bett geheult haben. es war der tag, an dem sie von meinem vater zum hochzeitstag 3 "gelbe" gerberer bekam.
nun haben wir zu ihr gesagt: "mama, du musst jetzt nicht mehr an uns denken. du musst jetzt deinen weg gehen!" ich habe sie gefragt, ob sie angst hat, "nein" war die antwort.
ich genoss die letzten tage mit ihr. sie war abgemagert bis auf die knocken. wasser in den beinen und im bauchraum. sie wurde immer "gelber" am ganzen körper. in der nacht von freitag auf samstag fing sie laut an zu denken. in ihr gingen sämtliche lebenssituationen durch den kopf. sie schien sehr verwirrt zu sein. nach einem gespäch mit den schwestern, ob dies an den medikamenten liegt war die antwort positiv. nun war mir auch klar, jetzt gehts wohl zuende.ich war für eine halbe stunde vorm krankenhaus. meine mutter hatte besuch und ich konnte daher ein wenig luft schnappen. nach dieser halben stunde hat sich das blatt vollkommen gedreht. meine mutter dachte nur noch mit halber kraft. sie lag ziemlich flach in ihrem bett und war fast nicht mehr ansprechbar. nachdem die schwestern sie erneut frisch gemacht hatten und zu uns sagen, wir sollen schnell wieder ins zimmer gehen sie scheidet nur noch blut aus. ich kam zu meinem vater ins zimmer und da lag sie nur noch schwer atmend in ihrem bett. kurz vorher hatte ich noch meiner schwester angerufen: "komm bitte schnell, die mama liegt jetzt im sterben!" immer gelblicher werdend lag sie nun da und die atmung wurde sanfter. ich hielt ihre hand fest und das war für mich ein unbeschreiblich beruhigendes gefühl. aber ich erinnerte mich was sie vor paar tagen noch zu uns gesagt hatte. sie wolle nicht gestört werden wenn´s so weit ist. also tat ich ihr den gefallen und ließ sie los. mein vater sagte, die mama stirbt erst wenn meine schwester auch da ist. in der tat. eine dreiviertel stunde später als meine schwester eintraf, hatte sie den scheiss krebs besiegt. vor lauter wut habe ich das am schluss noch zurufen müssen.
sie ist ohne schmerzen und ruhig eingeschlafen. für uns war es eine erleichterung. die mama is zwar jetzt tot aber es geht ihr nun endlich wieder besser. sie wurde vom leiden erlöst.
ich kann nur sagen, am besten man versucht über alles zu reden mit der betreffenden person. das befreit nicht nur einen selbst, sondern auch der bzw. diejenige person.
letzte woche freitag habe ich meine mutter in der urne zu grabe getragen. es war eine wunderbare person. sie war die frau die ich noch immer sehr lieb habe. sie fehlt mir unendlich.
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