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Alt 16.03.2011, 20:00
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caitlin caitlin ist offline
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Standard AW: Blume´s Thread

Hallo Julia,
nein, wie uns der Onkologe sagte, muß die Chemo keinesfalls bei jedem Mal stärker werden. Er hat zugesagt, dass mein Mann beim nächsten Mal wieder Bendamustin bekommen wird und er nicht glaubt, dass die Wirkung schlechter wird. Daran ziehe ich mich hoch. Klar, im Vergleich zu uns habt Ihr noch viel mehr Jahre vor Euch. Andrerseits denkst Du mit 63 noch lange nicht an das Ende. Auch ich habe Angst, dass sein Zustand von Chemo zu Chemo schwächer wird und frage mich, wie lange so ein Körper das aushält. Man kann nie sicher sein, ich weiß, aber wir haben einen Bekannten, der ist jetzt Ende 70, hat das gleiche und zwar schon seit ca. 25 Jahren. Und er ist genau so fit, wie andere Männer in seinem Alter. Und an diesen positiven Beispielen müssen wir uns orientieren und Mut fassen. Ihr müßt einfach an die Zukunft glauben. Gerade auf diesem Gebiet ist der Fortschritt der Medizin rasant. Die Krankheit unserer Männer war vor 30 Jahren noch ein sicheres Todesurteil!! Ich glaube fest daran, dass auch NHL irgendwann heilbar sein wird, vielleicht ja auch noch nicht zu spät für uns, wer weiß?
Und zum Rezidiv: die letzte Chemo bei meinem Mann liegt jetzt 10 Monate zurück und es ist noch nichts zu sehen. Beim letzten Mal waren nach dieser Zeit schon die ersten Knubbel wieder da... Die Erhaltungstherapie hat also schon etwas gebracht.
Mein Mann hatte bei Erstdiagnose auch Stadium 4 mit B-Symptomen. Ist auch egal, ob 3 oder 4, Chemo muß leider sein. Juckreiz hat ihm auch lange vorher zu schaffen gemacht. Und er schwitzte schon Jahre vorher bei relativ geringer körperlicher Belastung, insbesondere aber nachts. Nach der Chemo war das wie weggeblasen.
Das mit den Schüben kenne ich nicht so, vielleicht sind das Erkältungen, die nicht richtig durchkommen, Du darfst nicht vergessen, das Immunsystem funktioniert jetzt nicht mehr so wie es sollte. Schlappheit, Müdigkeit und Erschöpfung sind leider typisch, hatte mein Schatzi auch.
Du brauchst keine Angst zu haben, dass die Wartezeit die Chancen Deines Mannes verringert, das ist bei diesen indolenten Sachen nicht so. Ich weiß, nachdem was man sonst vom Krebs weiß, geht man davon aus, dass es ganz schnell gehen muß, aber die Krankheit unserer Männer ist da echt die Ausnahme. Im Gegenteil, da es bei meinem Mann unheilbar ist, warten die Ärzte solange bis es nicht mehr geht, also bis sich Beeinträchtigungen durch die Lymphome entwickeln, meist weil sie irgendwo drauf drücken. Bei meinem Mann drückte letztes Jahr eins auf den Harnleiter. Dadurch hatte er einen Nierenstau, deshalb mußte wieder Chemo sein. Aber je länger man abwarten kann desto länger dauert es ja auch bis zum Rezidiv. Deshalb wirst Du hier auch öfters von "watch and wait" lesen.
Wie Du Dich jetzt verhalten sollst? Frag ihn einfach. Mein Mann ist irgendwann völlig explodiert, weil ich ihn zu sehr betüddelt habe. Wir haben uns dann da drauf geeinigt, dass ich ihn machen lasse wie immer und er mir sagen muß, wenn ich ihm etwas abnehmen soll. Damit fahren wir ganz gut, obwohl es mir manchmal sehr schwer fällt, wenn er so fertig aussieht..
Oh Mann, jetzt habe ich Dir schon wieder einen Roman hingeknallt!
Ich weiß, dass Euer bisheriges Leben wie ein Kartenhaus zusammengestürzt ist, aber ich wünsche Euch und ich bin mir sicher, dass auch Ihr lernt, damit klar zu kommen. Wenn Ihr meint, es geht nicht, holt Euch Hilfe von einem Psychoonkologen. Mir hats geholfen.
Dir wünsche ich alle Kraft der Welt, daneben zu stehen ist soooo sch....
Alles Liebe
Caitlin
P.S.: Und am Anfang war es auch mit meinem Schatz kaum auszuhalten, aber irgendwann hat es sich "eingespielt"

Geändert von caitlin (16.03.2011 um 20:14 Uhr) Grund: Fehlerteufel ;)
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