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Alt 10.01.2006, 09:11
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallole Andrea,

Du schriebst:

"Ich glaube nicht, dass jemand, der am Anfang seiner Trauer steht, Kraft aus den Erfahrungen schöpfen kann, der schon einen langen, harten Weg weiter gegangen ist. Es braucht Zeit, einfach nur verdammt viel Zeit. Und keinerlei Kritik an den jeweiligen Gefühlen, die gerade durchlebt werden."

Dein Engagement im Krebsforum ist ein wunderbarer Beweis, dass ein Austausch von Erfahrungen bereichern kann. Es wäre ein Mißverständnis, aus Hinterfragen auf Kritik an Gefühlen eines anderen Menschen schließen zu wollen.

Ich weiß, dass die Aggression nicht persönlich gemeint war, dennoch lösen geschriebene Worte persönliche Reaktionen aus, das kennst Du doch sicher von Dir selber auch. Deshalb auch meine Rückmeldung an Dich.

Du schriebst:

"Es ist diese Zerrissenheit, die den Weg für mich zumindest so schwer macht. Einerseits möchte ich, dass die positiven Gefühle, die das Leben mit meinem Mann in mir hervorgerufen haben über 28 Jahre lang, das Glück, das ich zum Glück bewusst erlebt habe, nicht erst jetzt erkenne, ich möchte es mir erhalten.

Irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, dass einfach nichts stimmt. Geht es mir gut habe ich Angst, dass ich den Schmerz verliere. Geht es mir schlecht, weiß ich nicht woher ich die Kraft weiter nehmen soll."

Niemand wird Dir das erlebte Glück mit Deinem Mann nehmen können. Nur ist es nicht mehr fortsetzbar. Es ist zu Ende.

(Ich habe mich dieser Tatsache nach mehr als 30 Jahren Ehe stellen müssen, denn ich wäre gerne mit meiner Frau zusammen alt geworden.)

Es darf Dir gut gehn. Wenn dann ein Schmerz kommt, so schaue ihn an, wundere Dich nicht darüber, beobachte ihn, was vielleicht der Auslöser war und lasse den Schmerz wieder ziehen. Schau hin und bewerte ihn einfach nicht.

Kraft woher beziehen:

Vielleicht aus den ganz kleinen alltäglichen Dingen, die mal nicht mit Trauer belastet sind. Eine Veränderung des alltäglichen Blickwinkels vielleicht ?
(Das meinte ich mit dem "Sich öffnen", das bedeutet auch Hinschauen). Es sind die ganz kleinen Schritte, die Bewegung ausmachen.)

LG
Shalom
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