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Alt 30.11.2005, 19:35
yabuck yabuck ist offline
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Standard AW: Ab wann wieder einen neuen Partner

Hallo,

ich glaube, die unterschiedlichen Betrachtungswinkel dieses Themas machen das ganze extrem schwer....

Ich bin 30 Jahre alt. Meine Frau und ich haben uns auf der Arbeit kennengelernt und schließlich seit dem 6.8.2001 ein Paar. Im Januar 2002 zogen wir zusammen, am 30.09.2003 haben wir dann geheiratet. Alles ging sehr schnell, aber wir wussten, dass wir füreinander die Richtigen waren. Alles war so schön und hätte noch viel schöner sein können, wenn da nicht der 5.11.2003 (also einen Monat nach der Hochzeit) gewesen wäre. Wir bekamen aus heiterem Himmel die Diagnose Hirntumor. Und natürlich nicht irgendeinen, sondern gleich ein Glio IV. Uns war recht schnell klar, dass wir nicht nur kämpfen müssten, sondern auch verdammt viel Glück bräuchten, damit wir noch viele schöne Jahre verbringen konnten. Meine Kleine war so tapfer. Nie hat sie geklagt. War immer fröhlich, hat sich nie unterkriegen lassen. Letztendlich (um es kurz zu machen) verstarb sie am 9.6. diesen Jahres mit 26 Jahren.

Wir hatten noch unendlich viel vor.....

Einige Monate zuvor - es stand wieder mal ein OP an - sagte sie zu mir: "Wenn mir was passiert und ich nicht mehr bei Dir sein kann, such Dir schnell ne liebe Frau und werde mit ihr glücklich. Du darfst nur unser Pony nicht weggeben." Damals musste ich wirklich schlucken, weil ich mit so einer Aussage nie gerechnet habe, und mir auch nie hätte vorstellen können, eine andere Frau zu lieben.

Aber es kam ganz schnell anders.
Bereits einen Monat später war ich in einer neuen Beziehung.......Wie sollte ich das meinen Freunden oder den Schwiegereltern erklären, wo ich doch selbst nicht wusste, was da passierte. Dazu muss ich sagen, dass ich schon immer sehr gut alleine klar gekommen bin, wenige Beziehungen hatte und auch keine Frau brauche, die mir den Haushalt oder so schmeißt. Das kann ich alles schon ganz allein. Ich hatte mich einfach verliebt, ohne damit etwas verdrängen zu wollen. Wie konnte ich das tun? Ich habe meine Frau doch über alles geliebt und tue das immer noch.

Ich kann es manchmal selbst nicht fassen, was da passiert ist. Auch, wenn ich sonst an sowas nicht glaube, bin ich mir sicher, dass meine Kleine es irgendwie gesteuert hat. Sie wäre sehr glücklich, wenn sie mich so sieht.

Anders reagiert da das Umfeld. Die Freunde freuen sich, die Schwiegereltern haben eine Zeit gebraucht.....Aber das ist normal. Kollegen, die mich gar nicht kennen, verurteilen mich.

Ich habe eine neue Partnerin, andere haben "nur" eine Freundin verloren.....Schwiegereltern und Schwägerin aber ihre Tochter und Schwester. Sie kommt einfach nicht zurück. Meine Frau wird niemand ersetzen können.

Ein Kollege verlor vor ein paar Jahren sein Frau bei einem Verkehrsunfall. Einen Monat später hatte er eine Neue. Das konnte ich damals nicht begreifen und verurteilte es.

Nun muss ich sagen: Man kann sich einfach nicht in die Lage der Betroffenen versetzen. Erst, wenn man sowas selbst erlebt, weiß man, wie man reagieren würde......

Manchmal denke ich, dass viele nur sehr lange trauern, um damit den Erwartungen Aussenstehender gerecht zu werden.

Aber dafür ist das Leben viel zu kurz!!!!!!

Für die Aussenstehenden sieht es viel leichter aus, als es tatsächlich für mich ist.

Entschuldigt, das wirre schreiben, aber ich hoffe, ihr könnt es verstehen.

Gruß
Andreas

Geändert von yabuck (30.11.2005 um 19:41 Uhr)
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