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Alt 28.11.2011, 22:06
PieW PieW ist offline
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Registriert seit: 17.10.2011
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Standard AW: Hirnmetastasen und die Verzweiflung

Hallo miteinander,

zuerst einmal möchte ich mich herzlichst für die vielen lieben Antworten bedanken die Ihr mir geschickt habt. Es ist wirklich ermutigend zu lesen, das es Menschen gibt die einen verstehen und in meine Lage hineinversetzten können und vor allem das es soviel Solodarität unter Menschen gibt, die sich absolut nicht kennen, aber das gleiche Schicksal teilen.

Nochmals meinen ausgesprochenen Dank !

Heute um 12:45 Uhr war die Trauerfeier für meine Mammi. Auf ihren Wunsch hin, den sie uns gegenüber erwähnt hatte, haben wir sie einäschern und annonym bestatten lassen. Ich weiß noch, wie sie meinem Vater und mir sagte, das bei dieser Art von Bestattung wir finanziell gut wegkämen. Da ist schon wieder so ein Fall, bei dem sie immer noch, trotz ihrer schweren Krankheit, nur an uns dachte. Es ist zum weinen.
Die Trauerfeier hatte sie eigentlich auch nicht gewollt, aber wir hatten uns dazu entschlossen, sie abzuhalten. Erstens auch für unsere Angehörigen und Freunde, die alle auch sie so gern gehabt und an ihr gehangen haben, und zweitens, weil wir nicht wollten, das meine Mammi einfach so aus der Welt verschwinden sollte, ohne richtigen Abschied und richtiges Lebwohl !

Über unseren Zustand kann ich nur sagen, das es sich in unseren Köpfen langsam gesetzt hat. Die ersten drei Tage nach Mamas Tod waren einfach furchtbar. Es wollte meinem Vater und mir einfach nicht in unsere Hirne das Mama einfach nicht mehr da sein sollte. Langsam aber sicher akzeptieren wir es, wobei aber schon die kleinste Begenbenheit uns einen Stich versetzt. Neulich hörte ich aufgrund eines nicht angenommenen Anrufs unseren Anrufbeantworter ab, wobei ich auch noch eine vorherige etwas ältere Nachricht abspielte, und ich hörte die Stimme meiner Mutter, als sie uns aus dem Krankenhaus aus anrief und uns bat sie zurück zu rufen. Die Nachrricht war einige Monate alt, zu einer Zeit als es ihr noch gut ging. Ihre Stimme war klar und wach. Aber irgendwie hat mir dieser kurze Augenblick einen ziemlichen Schlag versetzt, und ich war wieder den Tränen nahe.

Gesundheitlich... . Meinem Vater geht es im Rahmen der Situation einigermaßen, obwohl es ihm auch sehr zusetzt. Ich selbst habe ziemlich häufig Kopfschmerzen, und bin dauernd müde. Ich hoffe das dies alles stressbedingt ist, und sich wieder geben wird, obwohl der richtige Stress erst kommen wird. Bürokratisches und so weiter, aber auch das werden wir schon irgendwie in den Griff kriegen.

Na ja, ich muss zugeben, das es so richtig noch nicht in meinem Kopf angekommen ist. Mamas Tod ist irgendwie immer noch unvorstellbar. Auch jetzt erwarte ich noch immer ihre Atemgeräusche aus dem Schlafzimmer nebenan zu höhren, und wenn ich in es hinein und auf das Bett sehe, erwarte ich immer noch das sie doch dort liegen müsste.
Die ganze letzte Woche erschien irgendwie unwirklich, surreal. Als wenn alles um uns herum nur eine Bühne für einen bösen Traum wäre, aus dem wir doch erwachen müssten.
Immer wenn mein Vater und ich in den letzten Jahren allein zu hause waren, hatte dies sich ergeben weil meine Mutter im Krankenhaus oder in einer Kur war, und wir hatten stets den Gedanken im Hinterkopf: "Sie kommt ja wieder"
Die Tatsache, das sie nie mehr wieder kommen und auch nie mehr anrufen wird ist immer noch so... .

Ich habe bereits angefangen etwas von ihren Sachen in die Schränke zu hängen. Ihre Jacken, Mäntel, die kleine Kappe die sie sich zu Beginn der Therapie gekauft hatte, als ihre Haare anfingen auszufallen. Einerseits ist dies hilfreich das Schlimme zu verarbeitem, andererseits bereitet es mir wieder Konflikte. Ich habe dann manchmal das Gefühl als würde ich meine Mama einfach irgendwie ablegen und dann fühle ich mich wieder echt mies und traurig, wollen wir doch das sie irgendwie immer bei uns ist.
Wir hatten noch so viel vor. Sie wollte bei Gelegenheit mit mir noch einmal in den Stadtpark und an der Minigilof-Anlage mit mir etwas trinken gehen.
Wenn ich daran denke, das ich mit ihr niemals wieder etwas trinken gehen werde. ... Auch nicht in unserem Stamm-Cafe in welchem wir nach dem Einkaufen immer Halt gemacht haben.

Eine Woche bevor sie so rapide schwach wurde, hatte wir noch darüber gesprochen am nächsten Samstag gemeinsam ins Einkaufszentrum zu fahren. Genau an diesem Samstag schlossen sich ihre Augen für immer.
Es ist nicht nur traurig sondern auch unendlich gemein, wie das Schicksal seine Spielchen spielt und man absolut nichts dagegen machen kann. Das einzige was wir tun können, ist mit der Situation umgehen und hoffen das es mental wieder besser wird. Mein Vater soll demnächst wieder zu einer zehntägigen Kur in eine Spezial-Klinik für MS-Fälle. Diese nimmt er bereits seit zehn Jahren regelmäßig in Anspruch, und ich kann nur hoffen das der kommende Aufenthalt ihm doppelt so stark hilft wie sonst.

Zuletzt möchte ich die Leser dieser Zeilen um einen Rat bitten. Wie gesagt wollte meine Mama noch unbedingt bestimmte Orte aufsuchen, die sie so schön fand, oder auch welche an denen sie noch nie war, aber unbedingt sehen oder kennenlernen wollte. Meine Bitte um Rat nun:

Soll ich diese Orte, gemäß meines ersten Impulses meiden in Anbetracht der Tatsache das meine Mama sie niemals mehr wird sehen können und es mir nach meinem Empfinden allein irgendwie nicht zusteht, oder soll ich sie aufsuchen, ihrer Gedenken und mir vorstellen was wir gemeinsam dann dort gemacht hätten (wobei mir letzteres wieder Angst macht, das mir bei dieser Vorstellung wieder unendlich traurig wird, und ich mich irgendwie schuldig fühlen würde).

Ich hoffe, das meine Bitte um Rat nicht irgendwie kitschig oder gar psychotisch wirken mag, und würde mich über Antworten sehr freuen.

P.S.: Nochmals, meinen tiefen Dank für all die vielen lieben Antworten, die mir bisher geschrieben wurden. sie haben uns wirklich Mut gemacht und uns aufgebaut.
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