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Alt 16.01.2003, 23:26
Gast
 
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Standard Der Tod sollte KEIN Tabu sein!!

Liebe Antje, liebe Kerstin,
als mein Paps vor fast drei Monaten gestorben ist, war er zuhause bei mir, meinem Mann und meiner Schwester. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir diesen letzten Weg mit ihm gehen durften. Denn es hat mir in den ersten Tagen sehr geholfen und auch heute tröstet es mich. War ich bis zu diesem Moment immer sehr kritisch mit dem Gedanken an ein Leben danach, so bin ich mir seit dieser Nacht sicher, dass da noch etwas kommt.
Mein Vater hat noch zwei Stunden vor seinem Tod Scherze mit seinem Hausarzt gemacht. Ist dann eingeschlafen und muss heftig geträumt haben. Mal hat er gelacht, mal gegrinst, mal war er traurig. Ich ging dann noch ein bischen spazieren. Wollte dann unbedingt zu ihm. Er lag genauso da wie noch eine halbe Stunde zuvor. Aber mit einem Mal spürte ich, dass etwas (jemand) im Raum war und ich wusste, dass es jetzt soweit ist. Meine Schwester hatte das gleiche Gefühl und kam fast in den Raum gerannt. Ich habe dann Abschied genommen, habe ihm gesagt, was für ein wunderbarer Vater er war, und das seine Mam jetzt auf ihn wartet, das er gehen darf. Nach diesen Worten ist mein Paps dann für immer eingeschlafen. Ich bin ein sehr bodenständiger Mensch und hatte anfangs echt Probleme meinen Freunden davon zu erzählen. Sein Tod hat mir den Glauben an ein "Leben" danach geschenkt und dafür bin ich unendlich dankbar. Ihr habt recht, über den Tod sollte man sprechen und auch über seine Empfindungen, denn nur so kann man die Angst nehmen.
Ich weiß, dass ich fürchterliche Angst davor hatte, das mei n Vater in meinen Armen sterben könnte. Heute weiß ich, dass sein Tod für mich nicht zu ertragen gewesen wäre, hätte ich ihn nicht miterlebt. Mein Vater war vor seinem Tod eine Woche im Krankenhaus zur Strahlentherapie. Die Ärzte wollten weiterbestrahlen, er wollte unbedingt nach Hause. Es war ein harter Kampf gegen die Ärzte, die uns nur warnten, wir würden es nicht schaffen, ihn zu versorgen. Als ich aber das Leuchten in seinen Augen sah, als er nach Hause kam, war ich so froh, diesen Kampf aufgenommen und gewonnen zu haben. Die letzten beiden Monate seines Lebens war mein Paps nur noch ungern allein. Oft hat er sich lieber dem lauten Geschrei meiner Kinder ausgesetzt, als sich zurückziehen. Selbst wenn er total müde war, schlief er zum Schluss am liebsten im Wohnzimmer auf dem Sofa, wo immer jemand von seinen Lieben um ihn war. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, es gibt Hilfe von außen und man schafft mehr als man sich meist zutraut. Alles Liebe Lilly
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