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Alt 20.12.2004, 22:40
Markus Markus ist offline
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Registriert seit: 28.09.2004
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Standard Die Endlichkeit unseres Daseins

Lieber Ole,

ich finde es gut, dass du dieses Thema hier aufgreifst.

Ich erlaube mir mal, einen Beitrag von dir hier reinzukopieren, den du in dem Thread 10 Fragen bei BDSK geschrieben hast. Darin deutest du ja schon Antworten an.

"9. Leben und sterben lassen.
"Gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern
kann; die Gelassenheit, die Dinge zu ertragen, die ich nicht
ändern kann - und die Weisheit, das eine vom anderen zu
unterscheiden!�
Ich weiss nicht, woher dieser Satz stammt, aber ich finde
ihn gut und treffend. In einer Welt (westliche Zivilisation)
in der der Jugendwahn umgeht, der Tod ein Tabu ist - und
den Menschen zunehmend der spirituelle Halt ausgeht,
ist es sehr schwer, die Endlichkeit unseres Lebens zu akzep-
tieren. Wir kämpfen bis zum letzten Funken, krallen uns
an unser Leben... und verzweifeln im Angesicht des Todes.
Eine schwere Krebserkrankung führt Betroffene und An-
gehörige fast immer an den Rand des Erträglichen - oder
darüber hinaus. Die Weisheit liegt nun darin, zu erkennen,
wo das Kämpfen lohnt - und ab wann es sinnvoller ist, sich
mit dem Unvermeidlichen zu arrangieren. Denn irgendwann
ist für uns alle dieser Moment gekommen.
Ich persönlich würde mir wünschen, dann zumindest in
Würde gehen zu können... "

Der Einstiegssatz ist übrigens ein Gebet, und richtet sich an Gott, als eine Bitte um Kraft, Gelassenheit, Weisheit usw. Dieses Gebet wird meist dem schwäbischen Pfarrer Oetinger zugeschrieben, der vor ein paar hundert Jahren lebte, aber das ist nicht ganz sicher.

Die Fragen nach dem Woher, Wozu, Wohin des Menschen sind wirklich die existentiellen Fragen überhaupt.

Ich oute mich hier mal als Christ. Die Antworten, die ich aus dem christlichen Glauben bekomme, sind die tragende Kraft in meinem Leben, an jedem Tag. Wobei ich durchaus auch viele Fragen ohne Antwort habe.

Mein Dad ist am 29.10. an BDSK gestorben, genau 5 Wochen nach der Diagnose. Er war 72 Jahre alt, ich bin 38. Ich kann einigermaßen damit umgehen und es hat mich nicht in ein tiefes Loch gerissen. Aber natürlich bin ich sehr traurig und fühle Schmerz über den Verlust meines Vaters. Es ist alles so endgültig (für die Zeit auf dieser Erde), ich kann nicht mehr mit ihm reden, nichts fragen, täglich wird mir der Verlust neu bewusst. Ich kann mir mit dem Verstand immer wieder sagen, dass ich ihn jetzt geborgen weiß, dass es ihm besser geht, dass er keine Schmerzen mehr hat usw. Aber mit dem Herzen fühle ich ganz anders und beides ist richtig.

Unser Leben auf dieser Erde ist nun mal endlich, in einem Satz aus der Bibel, Psalm 90, heißt es: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Diese Klugheit wünsche ich mir für mein Leben.
Das Leben gehört nun mal nicht uns selber, es ist gewissermaßen geliehen. Und wir sind verpflichtet, es nicht egoistisch und auf Kosten anderer zu leben, sondern zu teilen und für andere da zu sein. Und so kann ich auch gehen, wenn es dann soweit ist und meine Zeit zu Ende geht.

Soviel mal für heute und euch alles Liebe,

Markus
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