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Alt 29.03.2006, 09:00
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Hallo trotz der Wolken, die sich einfach nicht verziehen wollen.

Bei mir ist mir aufgefallen, dass oftmals die Geduld fehlt auf unserem Weg. Der Kopf sieht eigentlich ganz klar, wie es sein sollte, aber die Gefühle spielen nicht mit.

Als ich noch ganz am Anfang stand, machte sich oftmals Panik breit (heute eigentlich auch manchmal noch). Wie soll es weitergehen, wie wird mein Leben aussehen? Wie kann es aussehen ohne meinen Partner zu verraten (das war und ist eigentlich bis heute für mich die schwierigste Frage)

Gedanken rasten durch meinen Kopf, von denen ich heute sage: Sie waren zu früh. Noch nicht die Zeit dafür. Aber das zu erkennen, braucht sie auch wieder, die Zeit. Schritt für Schritt. Anders geht es tatsächlich nicht. Akzeptieren, dass es ZEIT braucht, unendlich viel Zeit und Geduld, vor allem mit einem selber. Ich bin heute nicht mehr die Frau, die ich noch vor der Erkrankung meines Mannes war. Ich kann sie nicht mehr sein. Ich habe weder die Power noch die Ausgeleglichenheit, die ich hatte, um so sein zu können, wie ich einmal war. Meine Traurigkeit ist dominant, sie gehört mittlerweile zu mir und sie bremst mich aus. Auch das wieder erkennen, akzeptieren und versuchen, die Wertigkeit zu verschieben, das Anderssein nicht unbedingt zu verdammen, sondern "das Päckchen neu packen" das Gewicht anders verteilen, bis man wieder ins Gleichgewicht kommt.

Sich selbst Zeit geben, wo der Druck von außen so stark ist, ist schon beinahe ein Kunststück. Aber ich sage es mir immer wieder: Nimm dir Zeit, du bist noch nicht soweit.

Als Dieter vom Aussortieren erzählt hat, dachte ich auch wieder darüber nach. Nein, ich konnte es nicht, nicht sofort. Bloß nichts verändern, alles sollte so bleiben. Wenn Claus schon nicht mehr da war, sollte alles andere unverändert als Mahnmal verbleiben. 17 Monate dauerte es, diese Zeit hab ich mir genommen. Nun haben seine Schuhe Platz geschafft für meine. Ein wenig "Ordnung" in meinem neuen Leben. Seine Schuhe brauche ich nicht mehr, ich habe andere, unsichtbare Dinge. Jetzt aber erst.

Auch sein Wasserglas, das an seinem Bett stand an seinem Todestag. Unverändert, 17 Monate lang, regelmäßig Wasser nachgeschenkt, damit es nicht leer wird. Seine Lippen noch als Abdruck daran. Ich konnte es nicht wegräumen, brauchte es als sichtbares Zeichen, dass er noch bei mir ist. Auch das habe ich nun "entsorgt" Dieses eine Glas ist weg, aber es steht ein neues an seiner Bettseite, eines, das mir meine Tochter geschenkt hat mit dem Aufdruck "Ohne dich ist alles doof" (vielleicht kennt ihr das ja). Dieses "neue" Glas steht nun da und auch das fülle ich regelmäßig mit frischem Wasser auf. Ja, diese Zeit brauche ich noch. Aber vielleicht kann ich eines Tages auch in mein Bett gehen, ohne nachzuschauen, ob mein Mann auch wirklich noch genug Wasser hat.

Und ansonsten bete auch ich mir täglich vor: Lass positive Gedanken zu, damit sie zu dir zurückkommen. Oftmals gelingt es, das sind die Tage, an denen es mir (dadurch?) auch gut geht.

Mein Buchtip an dieser Stelle: Bestellungen beim Universum von Bärbel Mohr, ein wunderschönes Buch, das genau das beschreibt: Schick das Positive auf die Reise, und du wirst es bekommen.

Ich wünsche euch allen, dass jemand die Wolken wegschiebt (@Danke an der Stelle an einen lieben Menschen )

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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