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Alt 23.08.2003, 13:42
Gast
 
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Standard Erwachsene ehemalige krebskranke Kinder gesucht!

Hallo Ladina!

Ich finde es echt schrecklich, das bei dir der Krebs durch einen Gendefekt verursacht wird. Ich weiß nicht ob ich das ertragen könnte, ob ich das jemals nochmal durchstehen würde. Ich glaube ich würde einfach aufgeben- wenn da nicht meine Kinder wären.
Nun habe ich noch eine Paralelle in unserem Leben entdeckt: auch ich habe einen Menschen den ich geliebt habe durch einen Autounfall verloren. Meine erste große Liebe- es ist jetzt fast 14 Jahre her.

Auch das mit dem Satan austreiben ist eine schreckliche Geschichte. Sicher hat dein Vater nur alle Möglichkeiten ausgeschöpft, dir zu helfen. Ich glaube für Eltern ist es in dieser extremen Situation, in der sie akut um das Leben ihres Kindes bangen, sehr schwierig daran zu denken, wiesehr sie damit das spätere Leben ihres Kindes belasten. Sie denken nur an den Moment. Während des Krankenhausaufenthaltes hätte ich zum Beispiel Schulunterrichtr bekommen können, aber meine Eltern wollten mich nicht mit "lernen" belasten. Nachdem ich fast das ganze Schuljahr gefehlt hatte, sollte ich aber trotzdem zusammen mit meinen Freunden ins nächste Schuljahr versetzt werden. Ich habe dann sehr lange gebraucht wieder mitzukommen und sehr darunter gelitten. Als ich nach langer Zeit zum 1. Mal wieder in die Schule durfte, haben wir eine Mathearbeit geschrieben. Ich habe geheult, weil ich nicht wußte was die Punkte zwischen den Zahlen (mal und geteilt) bedeuten sollen.

An die Knochenmarkpunktionen kann ich mich auch noch ganz deutlich erinnern. Ich war während meines Praktikums auf der Kinder- Onko sehr froh zu sehen, das das heute mit Voll-narkose gemacht wird. Im Februar war mein Sohn mit Leukämie- Verdacht im KH. Und als sie davon anfingen eine KMP bei ihm machen zu wollen, wäre ich am liebsten mit ihm abgehauen. Zum Glück sind wir drumherum gekommen, er ist gesund und hat unsere Ängste garnicht mitbekommen.

Jetzt will ich dir noch von meiner schlimmsten Erinnerung berichten, die ich ziemlich am Anfang gemacht habe. Bevor ich auf die Krebsstation kam, war ich wochenlang auch auf einer anderen Station (vielleicht aus Platzmangel) Auf meinem Zimmer lag ein älteres geistig behindertes Mädchen mit Beckenbruch und ein Schwerstbehindertes Kleinkind. Ich konnt mit beiden nicht reden und nicht spielen. Wenn die Schwestern mal hereinkamen unterhielten sie sich über ihre "Lieblingskinder" auf Station und beide fanden das Kleinkind sooo süüüüß und spielten mit ihm herum. Ich hatte manchmal das Gefühl ich wä#re unsichtbar, denn mich haben sie garnicht beachtet. Das große Mädchen konnte niemanden weinen hören- sie fing dann sofort an sich zu beißen und zu randalieren. Wenn ich geweint habe, weil meine Mutter nachhause wollte/ mußte, hat5 mich niemand getröstet sondern ich wurde beschimpft, weil ich ja sozusagen das große Mädchen "ärgerte". Ich glaube das war die schlimmste Zeit für mich.
Irgendwann fing ich mit dem Hungern an. Und als ich merkte, das sich dann alle sogar ganz lieb um mich bemühen, wurde es natürlich sogar noch schlimmer!

Das Buch das ich lesen mußte war übrigens ein ganz normales Bilderbuch, Aber ich habe sicher viele Bilderbücher in dieser Zeit gelesen- aber dieses habe ich nie vergessen.
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