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Alt 10.08.2003, 22:37
Gast
 
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Standard Erwachsene ehemalige krebskranke Kinder gesucht!

Hallo Ladina!
Ich hatte auch eine Perücke, aber sicher nur so ein Kassen- Modell. Ich fühlte mich damit furchtbar. Ich hatte vorher nur dünnes glattes Haar und dann auf einmal so eine Wolle! Das paßte auch nicht zu einem Gesicht ohne Augenbrauen. Und dann hat das Ding noch gekratzt wie verrückt. Ich habe immer einen Fischer- Hut getragen- und ich weiß noch genau wie oft ihn die Kinder mir weggenommen haben! Die Perücke habe ich aber noch. Es war eine furchtbare Zeit, und doch klammert man sich an jedes Erinnerungstück! Neulich habe ich auf einem Flohmarkt ein Bilderbuch entdeckt. Mir schoßen sofort die Tränen in die Augen, denn dieses Buch hatte ich ewig nicht gesehen, aber vor Jahren hatte ich dieses Buch schon einmal gelesen.... Um feststellen zu können, wie weit bei mir der Krebs fortgeschritten war, wurde damals eine Lymphangiographie (oder so ähnlich ) durchgeführt. Heute wird diese Untersuchung durch Kernspin ersetzt. Jedenfalls wurden zu dieser untersuchung zwei 5cm lange Schnitte auf dem Fußrücken gemacht. durch diese Schnitte kam ein Kontrastmittel in den Körper, das ganze wurde wieder zugenäht und dann kam man unter irgendeine Art Röntgengerät. Als sie bei mir zum 1. Mal diese Schnitte machten, wollten sie das nur mit örtlicher Betäubung. Natürlich schrie ich vor Angst und Schmerzen! Man gab mir eben jenes Bilderbuch.
Das sollte ich vorlesen während des Eingriffs. Es war schrecklich und schließlich wurde der Eingriff auch abgebrochen und später unter Vollnarkose durchgeführt.
Nun hae ich dieses Bilderbuch zur Erinnerung in meinem Bücherschrank stehen.
Mir viel dadurch wieder ein, das ich in der Zeit meiner Krankheit oft nicht laufen konnte. Nach diesen Untersuchungen nicht, und später bekam ich auch meinen Tropf am Fuß, weil an den Armen nichts mehr zu hohlen war.

Ich hatte auch so jemanden wie deinen URs. Sie hieß Tanja und war 2 oder 3 Jahre jünger als ich. Wir haben viel zusammen getobt, aber auch gekuschelt, denn wir waren ja nachts allein. Sie hat mich aber manchmal auch genervt wie eine kleine Schwester. Sie hatte grade erst gelernt ihren Namen zu schreiben, und hatte es in einem meiner Märchenbücher etwa 10 Mal ausprobiert. Ich habe ihren Bleistift- Namen wütend wegradiert- heute streiche ich mit schlechtem Gewissen über die noch lesbaren Überreste. Irgendwann sollten wir beide innerhalb weniger Tage operiert werden und lagen wieder zusammen auf einem Zimmer. PLötzlich war sie weg. Meine Eltern sagten sie bräuchte nun doch nicht mehr operiert werden. Ich habe mich für sie gefreut. Ich habe sie nie wiedergesehen. Das sie gestorben ist habe ich erst fast 10 Jahre später erfahren.

Monsterkind nenne ich mich selber im Angesicht meiner Narben und der Tatsache das ich eigentlich nicht mehr leben sollte.
Aber auch weil ich weiß das viele mich damals so gesehen haben.
Mein Vater hat mir das auch immer zu verstehen gegeben. " ich hatte den Sarg schon bestellt" Was er damit bezwecken wollte weiß ich nicht...
Ich weiß er hat sich damals gewünscht ich wäre tot, in dem Glauben es wäre das beste für mich. Vielleicht hat er dadurch Schuldgefühle.

Wann hast du erfahren was du wirklich hattest? Ich mit 16 während einer Lindenstrassen- Folge, in der ein Mädchen Leukämie hatte. Ich hatte alles komplett verdrängt und eine Welt brach für mich zusammen. Darüber reden wollte keiner und so mußte ich viel Jahre daran arbeiten es erneut, so gut es geht zu verdrängen. Ich kann das soweit abblocken, als wäre das hier die Geschichte einer Romanfigur die ich nur erfunden habe...
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