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Alt 24.12.2006, 10:17
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maja-s04 maja-s04 ist offline
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Standard AW: Liebster Lukas..

Mein allerliebster Lukas,

heute haben wir schon 24.12.2006, Heilig Abend. Vor 27 Wochen, 189 Tagen musste ich Dich mein Engel loslassen. Voller Hoffnung, Sehnsucht, Angst, Unsicherheit und Liebe. Du warst mein Ein und Alles und jetzt muss ich ohne Dich Weihnachten verbringen!
Weihnachten – das Fest der Liebe! Ich denke an vergangene Feste zurück. Wir haben immer aus diesen Tagen etwas Besonderes gemacht. Es waren Tage voller Licht und Wärme. Tatsächlich ein Fest der Liebe. Es ist schon hell aber die Welt ist noch halb im Schlaf, Nebel stieg auf, kaltes Licht spiegelt sich im Fenster, auf dem Tisch liegen die Weihnachtskarten, ich lausche nun die Stille. Nicht mehr wissend, wie lange ich geweint habe, bin ich aufgestanden um Dir zu schreiben. Ich empfinde die Welt momentan wirklich nur als grausam und unfair und lausche ich nun in die Stille, in die Leere.
Es gibt keine Worte, die meine Gefühle beschreiben könnten und auch keine, die mir wirklich helfen könnten.
Wir haben zu Hause keinen Weihnachtsbaum, der steht im Garten. Gestern hat Papa, den schönsten Zweig herausgeschnitten, ich habe den schön geschmückt und Papa brachte ihn zu deinem Grab.
Mein Engel, vielleicht schickst du mir heute ein kleines Zeichen und viele wärmende Sonnenstrahlen? Ein paar Helligkeitstrahlen zu spüren? Ich werde heute viele Blicke zum Himmel werfen! Ich vermissen Dich so unendlich! Ich empfinde Sehnsucht nach Dir ,dauernd und überall.
Wieso ist mir passiert, was mir passiert ist? Es ist nun 6 Monate her, und mein Herz kann es noch immer nicht fassen. Ich bin so wahnsinnig verzweifelt, ich kann es einfach nicht begreifen das Du mein Herz nicht mehr bei mir bist.
Heute wird mal wieder ein ganz besonders schlimmer Tag. Es ist alles so schrecklich schwer! Gerade spüre ich heiße Tränen in mich hochsteigen, weil mir es wieder bewusst ist, dass du nie mehr kommen wirst, dass nichts die Löcher in meiner Seele stopfen kann.
Aber, vielleicht stimmt es ja doch, dass die Toten noch am Leben der Lebenden teilnehmen?
Wenn ich nun einen Stern aus dem Himmel greiffen könnte würde ich ihm deinen Namen geben!

Ich liebe Dich so sehr

deine Mutti


Frannys Weg -
Wenn die Erde ein Kind verliert,
gewinnt der Himmel einen Engel
(Buchtitel des hier gekürzt vorliegenden Beitrages)

Willkommen im Himmel -
»
Sterben heißt doch nicht gleich tot-gehen!«
Ich bin angekommen.
Ich heiße Franny, und auf der Erde war ich genau fünfzehn Jahre und zwei Monate. Jetzt bin ich im Himmel gelandet. Genau genommen dahinter – in dem unendlich weiten Himmelszelt. Ich nenne es die „Wohnung vom lieben Gott“ – und natürlich all der Seelen, die auch ihr Zuhause hier haben. Es ist sicherlich die größte Wohnung der Welt, mit dem größten Fenster überhaupt – aus dem man die ganze Erde auf einmal erblicken kann.
Für euch klingt das bestimmt weit weg, dabei bin ich nur einen einzigen Gedanken von euch entfernt! Gedanken ziehen einander an. Nur wer vergisst, wird sich entfernen. Es ist schön für jeden, wenn man nicht aufhört mit dem Denken-an. Daher kommt sicher der Begriff An-denken.
Ihr da unten spaziert täglich unter einem Himmel voller Seelen. Eine von ihnen gehört mir. Wie schön es ist, plötzlich nach unten zu schauen. Ich brauche mir den Hals nicht mehr zu verrenken und kann auch viel mehr sehen. Spannender und bunter ist es auch. Die Frage, wie es wohl hinter dem Himmel aussieht, brauche ich nicht mehr zu stellen.
Ich habe Angst gehabt. Anfangs. Ich wusste ja, dass da kein Prinz kommen und mich wach küssen würde; ich bin ja nicht Schneewittchen. Mein Leben war kein Märchen mit Happyend. Aber es war happy – bis ich über das Ende nachdenken musste.
Stattdessen bin ich jetzt hier oben, und der liebe Gott und seine Engel haben mich wach geküsst. Ich bin von so vielen schönen Dingen umgeben: dem Himmel, den Sternen, dem Regenbogen, den Wolken. Von der Erde aus nimmt man das alles ganz anders wahr, als wenn man wie ich von ganz oben alles betrachten kann.
Seit fünf Monaten bin ich hier, und auf meiner Reise in den Himmel musste ich durch dieses Dazwischen, das für jeden Menschen ein Geheimnis bleibt, solange seine Füße die Erde ablaufen.
Ich habe endlich das, was ich so lange, genau wie viele andere, als wahres Geheimnis empfand, als so ein „komisches, ungewisses Etwas“ bezeichnen, gelüftet.
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