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Alt 11.08.2014, 23:29
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LSN LSN ist offline
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Standard AW: Wenn man die Augen zumacht, klingt der Regen wie Applaus

Ich wollte hier nicht mehr in den Betroffenen-Foren lesen. Und doch erwische ich mich immer wieder dabei. Es tut mir so Leid, für all die lieben Menschen dort.

Wenn man das alles selbst miterlebt hat und man genau weiß, was wann kommt, wie machtlos man sein wird, obwohl man zwei Tage zuvor noch voller Hoffnung war. Verdammt.

Ein Angehöriger hat mich wütend gemacht. Schrieb er doch "... wenn der Partner betroffen ist, ist das viel schlimmer, als wenn die Eltern an Krebs sterben. Denn das ist naturgegeben und normal. Die Eltern sterben nunmal vor den Kindern."
Ist das so, ja? Es leben doch aber auch noch meine Großeltern - die Eltern meines Papas. Und was heißt schon "naturgegeben"? Der Tod ist immer naturgegeben. Aber doch nicht mit 54. Also sei still.

Wie auch immer, das hat mich grad aufgeregt.

Ansonsten leider alles beim Alten. Ich lege jetzt ein "Urlaubssemester" ein. Nicht wirklich, da ich meine Doktorarbeit schreibe. Aber ich habe doch mehr Zeit zum durchatmen, als wenn ich täglich von 7-21 Uhr in der Uni hocke. Ich brauche das mal, ich habe Angst mich sonst noch mehr zu verlieren.

Weinen, Wut, Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Grübeln ... das alles ist nicht weniger geworden. Auch nicht erträglicher.

Es ist echt Wahnsinn. Seit meinem Abi führte ich dieses Krebsleben. Mein Papa war mehr als je zuvor mein Leben. Der Dreh- und Angelpunkt. Alles stand hinten an.

Ich habe jeden Tag auf amerikanischen Internetseiten die neuesten Forschungsberichte gelesen, Krankenhäuser kontaktiert, Ärzte angerufen, Medikamentenberichte angeschaut. Bis spät in die Nacht rein. Jeden Tag. 3 Jahre lang. Vielleicht hat uns das ein paar weniger Nebenwirkungen und vielleicht sogar mehr Tage Leben geschenkt. Vielleicht war es auch sinnlos. Aber egal was davon stimmt, ich habe es so so so gern getan. Ich habe gebetet, unendliche Male. Glaube an keinen Gott, aber trotzdem. 3 Jahre lang habe ich Papas Krebsleben geführt. Mit ihm zusammen, mit Mami zusammen, immer wir 3.

Und nun diese endlose Leere, die nichts zu füllen scheint. Papa weg. Das Krebsleben weg. Auch wenn es alles andere als schön war, so hat es mich doch ausgefüllt. Es fällt mir schwer, wieder MEIN Leben zu führen.

Alles fällt so schwer.
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