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Alt 08.02.2013, 14:00
aquila aquila ist offline
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Standard "Lügen" zum Hoffnung machen oder eher realistisch, wie verhaltet ihr euch und warum?

Liebe "Leidensgenossen und -genossinnen"...

Betrifft meinen Lebensgefährten. (ossär metastasierter Darmkrebs)

Ich frage mich derzeit, wo alles noch recht "frisch" ist oft, wie ich mich am besten verhalte.

Manche im Freundes- und Kollegenkreis raten mir zu der Richtung "die Hoffnung auf keinen Fall nehmen!" und "immer zuversichtlich sein und das auch vermitteln!"
Andere meinen hingegen: "nichts vormachen" und "sonst wirft er Dir i-wann auch mal vor: warum hast Du mir nicht die Wahrheit gesagt?" und "er muss seine Angelegenheiten doch regeln" usw.

Ich bin wirklich derzeit hin- und hergerissen. Er kennt alle Fakten, es ist ihm selbstverständlich nix vorenthalten worden. Das finde ich im Übrigen auch wichtig.
Aber was diese Fakten in der Konsequenz wirklich bedeuten, macht er sich glaube ich nach wie vor nicht klar und blockt diesbezügl. auch massiv ab und ich lasse es auch dabei. Er geht halt noch immer davon aus, das ist noch "ganz gut behandelbar" und dass es sich noch (längerfristig) aufhalten lässt usw.
Bezügl. der Prognose über die Überlebenszeit wird nur seeehr vage spekuliert, seitens der Ärzte (mir gegenüber, ihm gegenüber wird das glaube ich noch gar nicht thematisiert, soweit ich weiß).
Also keinerlei Aussagen im Stil von "na ein halbes Jahr noch, mehr keinesfalls" oder "paar schöne Jahre haben Sie auf alle Fälle noch" oder ähnliches.
Ist in seinem relativ speziellen Fall wohl auch eher schwierig zu prognostizieren.

Natürlich sage ich ihm nicht, was ich im Grunde schon "weiß", nämlich dass von mehreren Jahren zu reden dann doch arg optimistisch wäre...
Ihm gegenüber rede ich bei Zeiträumen, wenn sie denn in irgendeinem Zusammenhang zur Sprache kommen immer von "Jahren" ganz allgemein
Also "in den nächsten Jahren wirst Du halt dann und wann wohl immer mal wieder ins KH müssen", z.B.

Aber er wirft mir schon mehrmals mangelnden Optimismus vor und vermisst halt ein bißchen mehr "Aufbauendes" von meiner Seite... Ok, ich bin ein sehr negativer Mensch, das weiß ich...
Aber soll man wirklich "lügen"? D.h. lügen im Sinne von etwas sagen, was man absolut nicht meint? Dem Kranken zuliebe?
Oder lieber auch mal direkt und ehrlich sein? (Was ich so allerdings auch noch nicht möchte, ich möchte ihm seine Hoffnung schon erhalten, so lange es geht, wenn ihm das doch die Kraft gibt, das alles zu ertragen und durchzuhalten).

Ich wollte einfach mal in die Runde fragen, wie ihr das so macht....
Zumal das ja von Mensch zu Mensch sicher total unterschiedlich ist, was besser oder "das Richtige" ist...
Das ist mir natürlich klar.
Aber ich wollte gern wissen, wie ihr es so macht / gemacht habt und wie eure Erfahrungen damit sind / waren und vor allem, wie die erkrankte Person das jeweils fand, bzw. ob da eher Dankbarkeit (sowohl in die eine, wie in die andere Richtung) oder eher Vorwürfe sind/waren...

Ich danke euch im Voraus.

Geändert von aquila (08.02.2013 um 14:07 Uhr)
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