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Alt 25.06.2002, 08:38
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Morgen zusammen,
so, heute geht's mir wieder etwas besser. Habe die ganze Nacht durchgeschlafen (trotz Krimi!), aber das war wahrscheinlich totale Erschöpfung gestern.

Da könnt Ihr sehen, wie so eine simple Zwischenkontrolle für einen Krebspatienten belastend ist. Diese ewigen Kontrollen gehören nämlich auch zu dem "neuen" Leben eines Betroffenen, und sind um so schwieriger zu ertragen, wenn man vorher sonst sein ganzes Leben lang nie wirklich krank war. Der "Mörder" sitzt einem da eben dauernd auf der Schulter, und das wird endlos so weiter gehen. DA muss man lernen, damit zu leben, und das ist nicht so ganz einfach. Ich hab' noch immer Mühe damit. Tja!

Jetzt kann ich natürlich - da hast Du schon recht Lilly - heute ans Telefon springen, meinem Gynäkologen anrufen und ihm die Pistole an die Brust setzen: "Rück die Bilder raus! Aber sofort!" - Aber sag doch ehrlich: Ist das MEINE Aufgabe? Schliesslich BEZAHLE ich diese Ärzte ja für ihre Arbeit, oder?
Irgendwo hier im Kompass hatte ich schon mal geschrieben, ... dass aus rechtlicher Sicht, das Verhältnis zwischen Arzt und Patient ein reines DIENSTLEISTUNGSverhältnis ist. Der Arzt berät und informiert den Patienten nach seinem besten Gewissen und Können, er behandelt ihn dann auch genau so, (ausser in einem Notfall, denn da muss er SOFORT handeln), ... aber ENTSCHEIDEN tut der Patient. Denn der Patient KAUFT sich die Beratung und Behandlung beim Arzt ja schliesslich auch ein! Er bezahlt dafür. - Und da finde ich, gehört es dazu, dass der Arzt dafür besorgt sein muss, sämtliche Unterlagen, die für eine Untersuchung nötig sind, zur rechten Zeit zur Hand zu haben!
- Natürlich könnte ich auch verlangen, dass ICH sämtliche gemachten Bilder von mir bei MIR behalte! (Denn die gehören ja auch mir, ich habe die bezahlt!) Aber MUSS das sein, dass ich die Bilder da die ganze Zeit von einem Arzt zum anderen schleppen muss?

Eigentlich ist das Ganze ein lächerliches Problemchen, wenn man es genau ansieht. Nur dass da eben ein Krebspatient dahinter steckt, also ein Mensch mit Gefühlen und Ängsten, ... daran denkt eben keiner in dieser Ärztemaschinerie. DAS ist es, was mich immer wieder so aufregt. Und hier jetzt als Patient AUCH noch immer wieder kämpfen zu müssen, ... das ist dann noch eine doppelte Belastung, die ich gar nicht will. Also lass ich die Ärzte da jetzt wurschteln, ... auch wenn ich halt wieder warten muss!
(Ein Grund mehr, warum ich einen BOXSACK haben will! - Liebe Jana, keine Angst, ich kauf mir dann noch ein paar nette Profi-Boxhandschuhe dazu, jaja!)

Ach ja, Jana, es ist verständlich, dass Dein Vater leidet und ihm die Tränen kommen. Er hat genau so Angst, Deine Mutter zu verlieren. Aber lass auch ihm ein bisschen Zeit. Vielleicht kann er sich wieder aufraffen, wenn er sieht, dass es Deiner Mutter bald wieder besser geht?
Ich kenne eben auch keine Selbsthilfegruppen für Angehörige, (obwohl ich denke, dass es das doch geben müsste), aber ich weiss, dass es Bücher für Angehörige von Krebspatienten gibt, und dort stehen bestimmt ein paar gute Adressen drin, wohin man sich wenden kann. Vielleicht tut es Deinem Vater gut, wenn er nur schon mal in so einem Buch blättern kann?
Oder frag mal bei der Krebsliga an bei Euch. Die können Euch bestimmt auch beraten. Es gibt auch das Krebs-Sorgen-Telefon (bestimmt auch bei Euch in Deutschland), wo man sein Herz ausschütten kann und ein paar Tips erhält.
Was meinst Du dazu?

Liebe Grüsse von der
boxenden, "krassen" Brigitte
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