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Alt 24.07.2002, 11:36
Gast
 
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Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hallo Harald,
... ja, wie's weitergeht, ist leider IMMER offen. Ich kann Dir leider keine "Gebrauchsanweisung" dafür geben, WIE Du Dich verhalten sollst, ... und doch kann ich Dir hier als Selbstbetroffene den einen oder andern Tip geben.
Dass Du Angst hast, ist verständlich, aber leider kommst Du da nicht drum herum. Stell Dich Deiner Angst, frag Dich WOVOR Du genau Angst hast. Setze Dich mit der Krankheit auseinander, welche ja vom Todesgedanken begleitet ist, was auch bedeutet, dass Du Verlustängste durchmachen musst. Das muss aber nicht bedeuten, dass Deine Partnerin jetzt null Chancen hat, doch wenn Du die "mögliche" negative Seite ignorierst aus lauter Angst, wird die Angst am Ende nämlich DICH beherrschen. Du wirst eher in Gefahr geraten, Fehler zu machen, Deiner Partnerin und auch Dir selbst etwas vorzumachen, Du wirst schneller in Versuchung geraten, Dich von ihr zurück zu ziehen und sie somit mit ihrem Kampf alleine zu lassen.
Wenn Du nämlich auch diese Seite annehmen kannst, (und diese Seite HAT dieser Krebs nun mal) wirst Du letzten Endes mehr Kraft für Deine Partnerin aufbringen können. Du wirst weniger an Deine Ängste denken, sondern an die ihren, Du wirst sie besser verstehen können, wirst sie besser auf ihrem "neuen" Weg begleiten können.

Du bist nicht alleine, Harald, denn alle Angehörigen stellen die selben Fragen wie Du. Bleibe Du selber, frag Dich nicht was DU willst, sondern was SIE will, sei für sie DA, sei einfach menschlich und liebe sie.
Anwesenheit eines geliebten Menschen hilft schon sehr viel in dieser schweren Zeit. Das Zuhören. Das Begleiten. Das Miteinander-Weinen. Aber auch das Miteinander-Lachen ist wichtig. Such mit ihr gemeinsam nach Lösungen, aber dränge sie nie. Letzten Endes muss sie alles selber entscheiden.
Und sprich mit ihr, wenn Du Zweifel oder Ängste hast. Nur Ehrlichkeit hilft, wenn man gemeinsam diesen Weg gehen muss.

Du kannst auch hier in dieser Sparte ein wenig die vielen Einträge durchlesen, oder in der Sparte für die Angehörigen mitlesen, wo auch Betroffene mitschreiben. Je mehr Du Dich damit befasst, um so mehr wirst Du verstehen und einfühlen können. Deine Angst wird zwar nie ganz verschwinden (man kann sie nicht einfach abschalten), aber je besser Du verstehen kannst, um so besser wirst Du damit umgehen und Deine Partnerin begleiten können.

Ich wünsche Dir und Deiner lieben Partnerin viel Kraft, Harald, und ich hoffe, dass es ihr bald wieder besser geht. - Ich würde mich freuen, bald wieder etwas von Dir hier zu lesen.

Ganz liebe Grüsse
von Brigitte
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