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Alt 03.06.2007, 11:51
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marjana marjana ist offline
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Registriert seit: 10.07.2006
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Standard AW: Innerer Konflikt

Hallo Ihr Alle,

Es stehen so einige Fragen im Raum. Ich will mal versuchen das zusammenzufassen:

1. Braucht ein Krebspatient generell eine psychologische Betreuung ?
Ich denke diese Frage kann man mit NEIN beantworten.

Es gibt durchaus Menschen, die eine solche Betreuung während ihrer Krankheit wirklich nicht benötigen, eben weil sie wie z.B. Melikre schreibt in ihrem Umfeld gut aufgehoben ist.

2. Wann bringt eine Therapie dem Patienten etwas ?

Antwort 1: Eine Therapie kann nur etwas bringen, wenn der Patient sie auch will !
Norbert schreibt: „wenn Du keinen bedarf siehst für eine therapie + nur dort hingehst, weil andere es wollen dann bringt es eh nischt, da kann der therapeut noch so gut/ noch so empathisch (sympathisch ?!) sein!“ Ich denke, diese Aussage kann man ohne jedes Wenn und Aber unterstreichen. Wenn jemand, ob zurecht oder zuunrecht, für sich keinen Bedarf für eine psychologische Betreuung oder Therapie sieht, dann kann dabei nichts herauskommen, denn er wird sich beim Therapeuten auch nicht öffnen.

Antwort 2: Es muß Vertrauen zum Therapeuten bestehen und das wie Jutta schreibt:“Als Patient sollte sofort genügend Vertrauen ins Gegenüber da sein, um sich selbst zu öffnen und die Paketschnur des Paketes zu lösen.“

Antwort 3: Der Therapeut sollte kompetent sein für das jeweilige Problem des Patienten,
z.B. ein Psycho-Onkologe, wenn es rein um die Krankheitsbewältigung geht. Es gibt Menschen, die bisher keine psychischen Probleme (zumindest keine behandlungsbedürftigen) hatten, aber mit der Krankheit oder durch die Krankheit Probleme bekommen: z.B. durch Schuldzuweisungen und/oder Ausgrenzungen durch Freunde, Kollegen und Familienmitglieder.
Wenn jedoch andere psychische Probleme mitspielen oder gar Ko-Faktoren für die Entstehung der Krankheit gewesen sein könnten, dann muß der Therapeut auch auf diese eingehen können. Ich denke, wir sind uns einig, daß ein Kranker, der im seelischen Gleichgewicht ist, besser seine Krankheit bekämpfen kann als einer, der auch noch zusätzlich ein anderes Paket auf seinen Schultern trägt.

3. Melikre fragt: „Wenn ich als psychisch kranker Mensch erkennen könnte, was ich habe, bräuchte man doch keine Therapeuten mehr?“
Die Antwort ist ein „eindeutiges“ JEIN !

Manchmal reicht die eigene Erkenntnis, um eigenständig Abhilfe zu schaffen, manche brauchen trotz Erkenntnis professionelle Hilfe, um das Problem zu lösen.

Und manchmal braucht es keinen Therapeuten, sondern andere Hilfe. Mein eigenes Beispiel: Die Krankheit im Zusammenspiel mit anderen Faktoren hat mich isoliert. Das Alleinsein löst psychische Probleme bei mir aus. Hier braucht es aber eher Hilfestellungen, um nicht mehr so viel allein zu sein als einen Therapeuten. Ein Teilansatz für mich: Ich habe mir ein Campingbus gekauft, der mir ermöglicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, weil ich dann abends, wenn ich krankheitsbedingt zu müde bin um allein nach Hause zu fahren, mich darin ausschlafen kann, und am nächsten Morgen geht es ausgeruht und ohne Gefahr für mich und andere wieder nach Hause.

4. Woran erkennt man, ob ein Therapeut gut für einen ist ?
Antwort 1: siehe oben, wenn man Vertrauen hat.
Antwort 2: wenn ich durch die Therapie Erleichterung erfahre und/oder erkennbare Fortschritte mache und seien es erst mal nur kleine. Und das nicht erst nach Monaten !
Antwort 3: wenn der Therapeut mich nicht zu etwas drängt, was ich nicht will.
Antwort 4: Wenn der Therapeut z.B. durch seine (Zusatz-)Ausbildung nachweisen kann, daß er mit solchen Problemen vertraut ist.
weitere Antworten auf bzw. Kriterien zu dieser Frage ????


Vielleicht noch ein Anmerkung zu Jutta: Bert Hellingers therapeutischer Ansatz der Familienaufstellungen, festgehalten in dem Buch „Ordnungen der Liebe“ (o.ä. ist der Titel) haben mir die Analyse meiner Familiensituation, in die ich hineingeheiratet habe, ermöglicht und damit Lösungen für diese Probleme gebracht. Ich kann nicht alles unterschreiben, was B. Hellinger sagt, aber vieles. Ich könnte es keinesfalls als Humbug bezeichnen. Du hast allerdings Recht, wenn Du sagst „die gleich (…) damit beginnt“. Die Untersuchung der Familiensituation kann nur Sinn ergeben, wenn diese auch wirklich Ursache für Probleme ist und das wird man sicherlich nicht oder höchst selten gleich zu Beginn einer Therapie sagen können. Leider tummeln sich auf diesem Feld inzwischen haufenweise Scharlatane, die nur abzocken wollen und keinerlei Kompetenz haben (selbst gute Absichten reichen bei weitem nicht aus !) und deren Tun, außer dem Namen, nichts mit Bert Hellinger zu tun haben. Leider wie bei vielem anderen auch. Es ist äußerst schwierig hier überhaupt noch jemanden zu finden, der das seriös macht. Insofern würde ich eine Familienaufstellung heute auch keinem empfehlen, zumal eine schlecht durchgeführte Familienaufstellung großen Schaden anrichten kann im Gegensatz zu vielem anderen, was vielleicht nicht bei jedem wirkt, aber zumindest nicht schadet. Wobei ich je nach Situation das o.g. Buch durchaus empfehle. Allerdings gehören dazu schon einige Kompetenzen, die nicht jeder hat, wenn man daraus einen Nutzen ziehen will.

Und noch eine abschließende Bemerkung:

Die Bedeutung der Psyche im Zusammenhang mit Krankheiten wird mindestens genauso häufig ÜBERbewertet wie UNTERbewertet.

So, nun bin ich gespannt, wieweit es Zustimmung, Ablehnung oder Ergänzungen von Euch gibt.

Ich wünsch Euch allen einen schönen Sonntag.

Marjana
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