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Alt 03.02.2009, 16:56
Tinuviel Tinuviel ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo zusammen,

meine Mutter konnte leider nicht zuhause sterben, sie war zuletzt in einem Pflegeheim. Allerdings nur kurz, weil es viel zu schnell zu Ende ging. Man hört ja oft, dass Pflegeheime unmenschlich sind, aber wir hatten wirklich Glück mit unserer Wahl. Obwohl die PflegerInnen sehr viel zu tun hatten, waren allesamt immer sehr freundlich und unterstützten uns nicht nur tatkräftig sondern auch durch Beistand und Gespräche. Man hatte nie das Gefühl, sie wären genervt, weil sie unter Druck standen oder ähnliches. Im Gegenteil, man hatte immer Zeit für die Nöte meiner Mutter, aber auch für uns die Angehörigen. Es war selbstverständlich, dass wir alle mit Essen und Getränken versorgt wurden und auch Übernachten war kein Problem.

Als meine Mutter dann gestorben ist haben sie sie gewaschen und umgezogen. Sie mussten ihr leider ein Handtuch unter das Kinn klemmen, weil meine Mom schon Tage mit offenem Mund lag und dieser sich einfach nicht von alleine schließen wollte. Sie haben sie schön gebettet und einige Blütenblätter von den Sonnenblumen, die ich ihr zum "Einstand" gebracht hatte, auf der Zudecke drapiert. Außerdem wurde ein schönes Tuch auf das Nachtkästchen gelegt und darauf eine Kerze gestellt. Es war mit viel Liebe und sehr schön gemacht.

Wir durften so lange Abschied nehmen, wie wir wollten. Wir hätten auch einen größeren Raum nutzen können, der eigens für das Abschiednehmen von Verwandten, Bekannten und Freunden zur Verfügung gestellt wird, aber das wollten wir nicht. Meine Mom erinnerte zu sehr an den Holocaust, sie war völlig ausgemergelt und von der Krankheit gezeichnet. Da sie selbst zuletzt keine Besuche mehr wollte, hatten wir uns entschieden, dass nur die engsten Verwandten und Freunde sie sehen dürfen, die anderen sollten sie so in Erinnerung behalten, wie sie sie zuletzt gesehen hatten.

Aber dass wir vom Pflegeheim keine Einschränkungen hatten, war wirklich toll für uns alle. Meine Mutter konnte schon seit Wochen nicht mehr aufstehen und war auf Pflege angewiesen. Da wir die Pflege nicht leisten konnten, war dies eine akzeptable Alternative zum tristen Krankenhaus. Eigentlich hätte sie nach dem letzten KH-Aufenthalt und Anraten der Ärzte ins Hospiz gehen sollen, aber das lehnte sie ab. Sie sprach nicht über den Tod und das Sterben, obwohl sie wusste, dass es inzwischen richtig schlimm um sie stand. So haben wir ihren Wunsch erfüllt und sie in das Pflegeheim gebracht, in dem sie keine 2 Wochen später gestorben ist.

Jetzt ist sie fast 4 Monate tot und sie fehlt an allen Ecken und Enden und ich würde alles geben, wenn sie wieder bei uns sei könnte.

Viele Grüße von Mia
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Die meisten Fehler, die wir im Leben begehen,
entstehen daraus, dass wir denken, wo wir
fühlen sollten und fühlen, wo wir denken sollten.
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